Union Berlin plant erstklassig

Der Zweitligist aus Köpenick gewinnt gegen Arminia Bielefeld 2:1, schiebt sich in der Tabelle weiter nach vorn und erledigt auch sonst alle Formalitäten für die Erste Liga

Rund 100 Seiten umfasst das Zahlenwerk, das Unions Geschäftsführer Bernd Hofmann am vergangenen Mittwoch an die Deutsche Fußball-Liga (DFL) nach Frankfurt am Main schickte. Die beigelegten Bilanzen, Verträge und Beglaubigungen sollen die Wirtschaftsprüfer des Lizenzgebers von der Bonität des einstige Skandalklubs aus Köpenick überzeugen. Denn Union klopft an das Portal zur Bundesliga.

Die sportliche Erfolgskurve in der laufenden Zweitligasaison weist steil nach oben, so dass sich der Neuling im ersten Jahr seiner Klassenzugehörigkeit Hoffnungen auf den „Durchmarsch“ in die Elite machen darf. Gestern gewann Union im sonntäglichen Spitzenspiel der Zweiten Liga mit 2:1 gegen Arminia Bielefeld, ist den Aufstiegsplätzen dadurch wieder etwas näher gekommen und nährt die Hoffnung der Anhänger auf ein Lokalderby gegen Hertha BSC Berlin im Olympiastadion. Die Fans des SV Babelsberg erlebten dagegen erneut ein erfolgloses Wochenende. Ihr Verein unterlag in Oberhausen 1:2.

„Es war ein hartes Stück Arbeit“, gesteht Hofmann. Gemeint ist nicht der recht mühsam erarbeitete Sieg gegen Bielefeld vom Sonntag, den Sreto Ristic in der 26. Minute durch einen Kopfballtreffer vor 13.000 Zuschauern in der Alten Försterei anschob. Hofmann, diplomierter Sportökonom, meint auch nicht nur die Bewältigung der Zahlenflut im voluminösen DFL-Antrag, sondern vielmehr dies: Vor nicht allzu langer Zeit schien Union mausetot.

Schulden in Millionenhöhe drohten den „Eisernen“ die Luft abzudrehen. Mehrmals wurde ihnen in den 90er-Jahren die Lizenz wegen Tricksereien oder mangelnder Wirtschaftskraft verweigert. Präsident Heiner Bertram, der erst nach der Minus-Ära sein Amt übernahm, war Anfang 1998 zum Konkursantrag entschlossen, um sich nicht strafbar zu machen. Die Geldspritzen des Düsseldorfer Vermarkters „Sportwelt“ wendete den Ruin in letzter Minute ab. „Union ist eine Erfolgsstory“, meint Bertram nun, vier Jahre später. Die Erfolge des bulgarischen Trainers Georgi Wassilev haben die Berliner Nummer 2 hinter Hertha BSC überregional bekannt gemacht.

Die Marketingabteilung konnte die Umsätze binnen drei Jahren auf 2,5 Mio Euro beinahe verzehnfachen. Falls der große Wurf gelänge, würde der DDR-Pokalsieger von 1968 mit einem Haushalt von 17,4 Millionen Euro in die Bundesliga starten. Bei einem Scheitern werden im Unterhaus 7,7 Mio Euro in einen neuen Anlauf investiert.

Bertram sieht dem Endspurt bis zum Saisonfinale im Mai gegen Aufstiegsrivale Mainz gelassen entgegen. Das erklärte Ziel „Klassenerhalt“ sei erreicht, der zweite Aufstieg innerhalb von zwölf Monaten keineswegs Pflicht.

Trotzdem wäre der Aufstieg in die Beletage des deutschen Fußballs ein Segen für den Wuhlheider Verein. „In der Bundesliga lässt sich ganz anders wirtschaften“, weiß der Präsident angesichts der im Oberhaus gezahlten Summen. Der ökonomische Erfolgsdruck in Köpenick ist gewachsen, seitdem Union am 21. Februar seine Vermarktungsrechte für 9 Millionen Euro von der Zeitung Sportwelt zurückgekauft hat.

250.000 Euro sollen in jährlichen Raten als Darlehenstilgung an den einstigen „Retter“ fließen. Unions Marketingdirektor Ralf Büttner versucht, eine „nationale Marke“ als Großsponsor zu gewinnen, um die neu gewonnene Unabhängigkeit der „Eisernen“ finanziell abzusichern. Leicht wird die Suche nicht. „Für die Premium-Marken sind wir Zweite Liga“, so Büttner.

JÜRGEN SCHULZ

Union Berlin: Beuckert - Menze - Kozak, Ernemann, Nikol - Widolow, Koilow, Fiel - Divic (Balcarek, 60.), Ristic, DjurkovicArminia Bielefeld: Hain - Bogusz, Reinhardt, Borges (Klitzpera, 59.) - Bode, Kauf, Dabrowski, Dammeier, Albayrak - Aracic, van der VenZuschauer: 13.000, Tore: 1:0 Ristic (26.), 1:1 Albayrak (Foulelfmeter, 51.), 2:1 Widolow (54.)