Pfälzische Pannen

Nach dem 0:0 gegen Bayern München kann der 1. FC Kaiserslautern den Meistertitel abschreiben, seine Probleme zusammenklauben und schwankt nun zwischen Champions League und UI- Cup

aus Kaiserslautern GÜNTER ROHRBACHER-LIST

Weil der 1. FC Kaiserslautern auch in seinem vierten Heimspiel nacheinander gegen Bayern München nicht gewinnen und dabei noch nicht einmal ein Tor erzielen konnte, schrillen jetzt auf dem Betzenberg die Alarmsirenen. Jedenfalls: Der Traum vom Meistertitel ist endgültig ausgeträumt. Das Team von Andreas Brehme muss sich auf ein anderes Ziel ausrichten. „Wir wollen in einen internationalen Wettbewerb“, wankt Team-Manager Andreas Brehme nun zwischen der Champions League und UI-Cup. Bei den Blamagen in Bremen, Berlin und Rostock zeigten die Lauterer, dass sie mangels gestaltender Spielerpersönlichkeiten beim Kampf um die Spitzenplätze der Liga überfordert sind und von ihren 21 Punkten aus dem vergangenen Herbst zehren.

Das wollen Spieler, Trainer und Fans jedoch nicht akzeptieren. Brehme hatte „ein sehr gutes Spiel“ gesehen, Mario Basler fand das Unentschieden nicht in Ordnung, und das Publikum stellte nach Monaten der Leidenschaftslosigkeit wieder seine berüchtigte und gerade von den Bayern gefürchtete Aufgebrachtheit zur Schau. Sehr zum Missfallen von Bayern-Manager Uli Hoeneß, der die pfälzische Herzlichkeit auch schon als Spieler erleben durfte. Er fand es „unerträglich, wie die Lauterer Spieler und ihr Trainer den Schiedsrichter provozieren und das Publikum aufputschen. In dieser Atmosphäre ist es schwierig, zu spielen,“ redete er sich geradezu in Rage, “weil das Publikum unerträglich ist.“

All diese Aufgeregtheiten traten in den Vordergrund, weil Bayern nach dem 0:0 in Old Trafford müde war und wenig nach vorne tat, während der 1. FCK einen zweifelhaften Elfmeter nicht an Oliver Kahn vorbeibrachte. Dessen Rettungstat in der elften Minute bestimmte von da an den Rhythmus und die Philosophie dieses Spiels.

Eigentlich mussten beide gewinnen, aber nun wollte keiner verlieren. Nur noch einmal, in der 24. Minute musste Kahn in höchster Not eingreifen, als er einen Kopfball von Vratislav Lokvenc zur Ecke abwehrte. Danach verabschiedete sich König Fußball aus Kaiserslautern und überließ den Kriegsgöttern das Feld. Anstatt Akzente gegen das ständige Grätschen und Treten zu setzen, mischten auch die Bayern-Spieler munter mit beim Foul-Festival, das schließlich nach 77 Minuten in der gelb-roten Karte für den Lauterer Dimitrios Grammozis gipfelte.

„Wir hätten gerne gewonnen“, trauerte Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld zwei verlorenen Punkten nach, fand aber gleich eine Erklärung für das Patt. „Man spielt auch noch gegen vieles andere hier im Stadion“. Es blieben schließlich Fragen über Fragen, die auch das Manager-Trainer-Team Brehme/Stumpf nicht beantworten konnte oder wollte. Alternativen für die Schwachen in der Mannschaft haben sie keine mehr. Andreas Buck und Youri Djorkaeff wurden quasi weggemobbt, die technisch versierten Stefan Malz und Lincoln sind verletzt, und von den Neuen, die Brehme geholt hat, sind West, Ognjenovic, Klos und Bjelica allenfalls Ergänzungen, aber keine Verstärkungen.

So ist es eigentlich ein Wunder, dass der 1. FCK trotzdem vorne mitspielt und nicht – wie vor der Saison prophezeit – gegen den Abstieg kämpfen muss. Zumal auch eine Menge persönlicher Probleme einige Spieler belasten. Die Affäre Ramzy geistert weiter durch die Leserbriefseiten der regionalen Presse, und ob Taribo West wie lange und mit welcher Frau verheiratet war und ob er sie geschlagen hat, wie diese es behauptet, wird ein Staatsanwalt in Lagos zu ermitteln haben.

Deutscher Meister wird eine solch heterogene und uneinige Mannschaft nicht, zumal der Glaube fehlt, diese Trainer könnten das Team inspirieren. Wie im letzten Jahr, ist das Frühjahr für den 1. FC Kaiserslautern der Beginn des Abstiegs von der Leiter und den Höhen des unerreichbaren Erfolges. Der redselige Torhüter Georg Koch glaubt zu wissen, wie man der Misere begegnen kann, und hat ausgerechnet bei den Bayern spioniert: „Die sind einmal chemisch gereinigt und wissen, wie das geht im Fußball.“

1. FC Kaiserslautern: Georg Koch - Grammozis, Hengen, Knavs Strasser - Basler, Ratinho, Bjelica (73. Pettersson), Hristow - Klose, Lokvenc FC Bayern München: Kahn - Sagnol, Linke, Robert Kovac, Lizarazu - Hargreaves, Effenberg, Fink - Zickler (46. Pizarro), Santa Cruz (82. Sergio), ElberZuschauer: 40.600 (ausverkauft) Gelb-Rote Karte: Grammozis (77./wiederholtes Foulspiel)