Es wird einsam um die USA

Zumindest öffentlich will Saudi-Arabien einen Krieg gegen Irak nicht unterstützen. Unter den europäischen Verbündeten sinkt die Bereitschaft zur Beteiligung an einer Neuauflage des Golfkriegs

von ERIC CHAUVISTRÉ

In Saudi-Arabien hat sich US-Vizepräsident Dick Cheney bei seinem Werben für eine Unterstützung der US-Politik gegenüber dem Irak eine Abfuhr eingeholt – zumindest öffentlich. Er glaube nicht, dass ein Krieg gegen Irak „im Interesse der Vereingten Staaten oder im Interesse der Region ist“, sagte Kronprinz Abdullah dem US-Fernsehsender ABC, noch bevor er mit Cheney zusammentraf.

Als Niederlage wird die öffentliche Ablehnung der Kriegspläne durch Saudi-Arabien in Washington aber wohl nicht gewertet werden. Schon vor der Reise in die Region hatten US-Regierungsbeamte gestreut, man erwarte keine öffentliche Unterstützung. Auch die Bush-Regierung befürchtet, dass dann die Stimmung in einigen arabischen Ländern umschlagen und den USA freundlich gesinnte Regime destabilisieren könnte. Eine Wiederholung des massiven Aufmarsches von 1991, als hunderttausende US-Truppen nach Saudi-Arabien verlegt wurden, wird in Washington – nach allem was bekannt ist – ohnehin nicht geplant. Die harte Haltung der USA beinflusst die saudische Haltung deshalb nicht: Der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz sagte am Wochenende im CNN-Interview erneut, die Lage im Irak sei „nicht akzeptabel“, und wiederholte die zuvor von George W. Bush genutzte Formel, wonach „alle Optionen“ für ein Vorgehen gegen Bagdad auf dem Tisch lägen.

Bei ihren europäischen Verbündeten scheint die Unterstützung für eine direkte militärische Beteiligung an einem neuen Irak-Krieg indes zu schwinden. Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping sagte am Wochenende, „militärische Fähigkeiten“ spielten bei dem Thema Irak „keine Rolle“, während Außenminister Joschka Fischer sich darauf festlegte, dass es für einen Bundeswehreinsatz im Irak „keine Mehrheit im Deutschen Bundestag“ gäbe. Die französische Regierung hatte Presseberichten zufolge schon am Sonnabend bei dem EU-Gipfel in Barcelona informell ihre skeptische Haltung bekundet.

Und selbst die britische Regierung, bislang uneingeschränkte Befürworterin der US-Kriegspläne, gerät offenbar unter starken innenpolitischen Druck. Die Sunday Times berichtet über starken Widerstand innerhalb der Labourpartei Tony Blairs. Dem Sunday Telegraph zufolge soll Innenminister David Blunkett Blair vor politischen Unruhen auch im eigenen Land gewarnt haben und der Observer zitierte Warnungen führender britischer Militärs, eine Beteiligung könne zu einer Verpflichtung „ohne absehbares Ende“ führen.