der homosexuelle mann …
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von ELMAR KRAUSHAAR

… hat seinen ganz eigenen Warenkorb. Das muss man wissen und ruhig mal einen Blick darauf riskieren, schließlich soll – glaubt man einigen versierten Marktstrategen – sich darin das eine oder andere Produkt für den großen, heterosexuellen Markt von morgen befinden.

Also wie wäre es beispielsweise mit „Crisco“? Dem Pflanzenfett zum Kochen, Backen, Braten, in jedem Homo-Haushalt aber für den unverkrampften Analverkehr in Gebrauch. Dazu passt aus der beliebten Tupper-Dosen-Kollektion die 450-Milliliter-Swing-Box, mit Frischegarantie und keimfreiem Konservierungsraum für mindestens 90 Kondome.

Für die übrigen Körperregionen braucht man noch die original Uschi-Glas-Wurzelbürste („der beste Trick gegen Cellulite“). Dazu einen exklusiven Herrendurft, der nach viel Geld riechen muss und nach Tradition ebenso wie nach Avantgarde, und schließlich die Augencreme aus der „Age Management“-Serie von „La Prairie“. Das Tiegelchen ist zwar schweineteuer, aber der Inhalt lässt die schweren Augenlider jede durchsoffene Nacht vergessen, und die klaren Blicke der bekennenden „La Prairie“-Junkies Karl Lagerfeld und Prinz Albert von Monaco sind die allerbeste Empfehlung.

Nicht viel muss es sein für das bisschen Entspannung obenrum, ein, zwei gute Bücher wie Ralf Königs „Bullenklöten“, ein paar Werke von Edmund White („Die Erinnerungen in die Arme schließen“) und selbstverständlich „Kati in Amerika“ von Astrid Lindgren. Dazwischen passen einige Best-of-Alben der ganz großen Dame des europäische Liedgutes: Gloria Lasso, Ornella Vanoni, Lil Babs, Nicole Croisille. Claudia Jung ist noch nicht so weit, gehört aber spätestens in zwei Jahrzehnten sicherlich auch da–zu.

Bei der Kleidung zählt nur eines: Marke, Marke, Marke. Selbstverständlich nur Top-Marke, die Modernität signalisiert und ewige Jugend. Denn schließlich – und das ist ein ganz entscheidender Faktor für jede homosexuelle Marktanalyse – endet das Leben eines schwulen Mannes mit 30. Alles, was darauf folgt, ist Kampf, Kampf gegen die Jahre, Kampf gegen die Pfunde, Kampf gegen die Falten. Und jedes Mittel ist recht in dieser einsamen Schlacht: Kapuzenshirts aus der Kinderkollektion, T-Hemdchen, nur mit Sauerstoffmaske zu tragen, Jeans mit Beulen vorne und hinten und alle möglichen Ringe, Stecker und Stäbchen, die – durch jedes verfügbare Weichteil gezogen – blinken, strahlen, glänzen und protzen.

Natürlich muss der schwule Mann auch essen und trinken, einige Shrimps, ein paar Blatt fester Feldsalat aus Franken, ein Kartöffelchen, neue Ernte. Dazu Wasser. Wasser aus Spa, Wasser aus dem georgischen Borjomi, Tönissteiner Wasser aus der Pönterquelle – egal woher, Hauptsache Wasser. Still.

Zugegeben, das ist nicht viel, nicht auf dem Tisch und auch nicht im Korb. Nix mit deftig, keine Vorräte und auch keine Technik. Mit einer Ausnahme: ein Milchflaschenwärmer. Der für Kleinstkinder. Schwule bringen darin ihre Dildos auf Körpertemperatur. Ehrlich.