Flüchtlingsschiff in Sizilien gelandet

Die italienische Marine geleitet die „Monica“ mit etwa 1.000 Menschen an Bord in den Hafen von Catania. Die Behörden wurden von Frankreich vorgewarnt. Die Herkunft des Schiffes unter falscher Flagge war zunächst unklar

ROM taz ■ Es war ein Bild, an das sich die Italiener in den letzten Jahren gewöhnt haben: Dicht gedrängt standen die Menschen auf dem Deck des Flüchtlingsschiffs „Monica“, das gestern Nachmittag in den Hafen von Catania einlief. Ungewöhnlich war allerdings die Zahl der Immigranten: etwa 1.000 Personen waren an Bord – „ein Rekord für Siziliens Häfen“, wie die italienischen Medien sofort meldeten.

Schon in der letzten Nacht hatten Schiffe der italienischen Marine und der Finanzpolizei das Schiff aufgebracht, auf französische Ansage gewissermaßen: Eine französische Fregatte hatte die „Monica“ am Sonntag in internationalen Gewässern des östlichen Mittelmeers kontrolliert und den Italienern eine Vorwarnung zukommen lassen. Am Anlanden des Schiffs in Catania konnten Italiens Behörden dennoch nichts ändern, auch wenn das neue, gerade dem Parlament zur Beratung vorliegende Gesetz der Marine eigentlich den Auftrag erteilt, „illegale Immigration“ zu verhindern. Denn beim Auftauchen der italienischen Boote drohten Besatzungsmitglieder und Passagiere der „Monica“, Kinder ins Meer zu werfen, wenn italienische Soldaten ihr Schiff entern sollten. Erst nach langen Verhandlungen und der Zusage, die „Monica“ könne in den Hafen von Catania einlaufen, gingen die Soldaten schließlich an Bord.

Wohl auch angesichts der Vorfälle, die sich erst vor zehn Tagen ereignet hatten – damals war ein Flüchtlingsboot mit 80 Menschen an Bord gekentert, ohne dass der vor Ort präsente italienische Kreuzer eingegriffen hätte – setzte Italiens Marine diesmal die Notfallhilfe vor die Flüchtlingsabschreckung. Ein wahrer Geleitzug, bestehend aus zwei Schleppern und mehreren weiteren Schiffen, eskortierte die „Monica“ in den Hafen, in dem die Erstversorgung der Flüchtlinge erfolgte. Nach Angaben der Behörden waren sie nach der tagelangen Reise erschöpft und litten unter Hunger und Durst.

Unklar war gestern noch die Herkunft das Schiffes, das offenbar unter falscher Flagge fuhr. Nach Aussagen von Passagieren soll es vom Libanon in See gestochen sein; anderen Meldungen zufolge wurde es schon vor einigen Tagen in der Nähe des Suezkanals gesichtet. Der Großteil der Passagiere – unter ihnen 300 Frauen und 200 Kinder – stammt angeblich aus dem syrischen Kurdistan. MICHAEL BRAUN