Banken pokern jetzt um Philipp Holzmann

Noch immer liegt kein Sanierungskonzept vor, das alle Gäubigerbanken akzeptieren. Sanierungsführer Deutsche Bank gerät immer stärker unter Druck. Baukonzern hat von Kanzler Schröder bereitgestelltes Geld noch nicht abgerufen

FRANKFURT/MAIN taz ■ „Philipp Holzmann behauptet sich in schwerem Umfeld.“ Das sagte der Vorstandsvorsitzende und Topsanierer Konrad Hinrichs noch Ende August 2001. Tatsächlich aber „erwirtschaftete“ die Holzmann AG im vergangenen Jahr einen Fehlbetrag von rund 240 Millionen Euro. Jetzt hält Hinrichs den Mund. Das Sagen haben ohnehin die Vorstände der etwa 20 Gläubigerbanken, bei denen Holzmann mit 1,5 Milliarden Euro verschuldet ist. Die waren auch gestern mehrheitlich noch nicht bereit, der Firma mit Mietrisiken und Krediten belastete Immobilien teuer abzukaufen.

Auch auf den von der Deutschen Bank vorgeschlagenen Forderungsverzicht in Höhe von 114 Millionen Euro möchten die anderen Banken gerne verzichten. Jedenfalls so lange, bis Hinrichs und die Deutsche Bank ein Gesamtkonzept für die dauerhafte Sanierung der Firma vorlegen. Auch das ist nicht in Sicht.

Aus und vorbei also für Holzmann und seine rund 24.000 Mitarbeiter? Verlieren würde bei einer Insolvenz vor allem die Deutsche Bank: Sie hält als Gläubiger 15 Prozent der Holzmann-Aktien, die dann weg wären. Und mit den anderen Banken müsste man sich um die Konkursmasse streiten. Verkaufen lässt sich das Unternehmen nur, wenn es finanziell frisch frisiert am Markt präsentiert wird. Die faulen Immobilien in aller Welt müssen also vorher weg. Doch die Gläubigerbanken wollen sie nicht haben. Einziger Vorteil, den Holzmann momentan noch bietet, ist der Fuß, den das Unternehmen in die Tür des Wachstumsmarktes USA geklemmt hat. Da möchten andere Baukonzerne in Europa gerne hin.

Das größte Interesse an einem Verkauf von Holzmann hat also die Deutsche Bank als Großaktionär und als Gläubiger. Die anderen Banken wissen das. Die Deutsche Bank wird sich also auf sie zubewegen müssen. Denn der Kanzler kommt nicht mehr zur Rettung von Holzmann nach Frankfurt. Im kalten November 1999 sicherte Schröder dem in ein Milliardenloch gefallenen Konzern im Rahmen einer spektakulären Hilfsaktion einen Kredit in Höhe von 150 Millionen DM und die Übernahme einer Ausfallbürgschaft zu. Die Gläubigerbanken waren beeindruckt und gewährten ihrerseits Kredite. Die Kanzlerkohle von der Kreditanstalt für Wiederaufbau hat Holzmann übrigens bis heute nicht abgerufen. Das Geld, so eine Konzernsprecherin gegenüber der taz, sei für bestimmte Investitionsprojekte im Ausland reserviert und werde nicht zum Stopfen aktueller Löcher verwendet.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT