„Exekutieren heißt handeln“

■ Wirtschaftssenator Josef Hattig rettet einmal mehr eine Bürgerschaftssitzung

Das Dasein wäre langweiliger ohne Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU). Denn der hob gestern den Unterhaltungswert der allmonatlichen Sitzung der Stadtbürgerschaft ganz erheblich. „Exekutieren heißt handeln“, erklärte Hattig den Parlamentariern den Unterschied zwischen sich und ihnen und feierte so den just vom Senat gefass-ten Beschluss zur Ausdehnung des Technologieparks gen Westen – genau um diesen Beschluss ging es gestern in der Aktuellen Stunde der Bürgerschaft, verordnet von der CDU, denen die Westausweitung nicht genügt. Also verwies der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU, Dieter Focke, einmal mehr aufs Hollerland, an das man früher oder später ran müsse. Darauf konnte zwar Eva-Maria Lemke-Schulte von der SPD wunderbar kontern: „Der ewig einäugige Blick ins Hollerland kann nur diejenigen faszinieren, die sich integrierte Stadtentwicklung nicht zutrauen“. Auf die Forderung der Grünen Karin Mathes aber, das Hollerland dann endlich als FFH-Gebiet auszuweisen und somit ein für allemal für den Technologiepark unerreichbar zu machen, hatten die GenossInnen außer Gemurre nichts zu erwidern. Blieb noch der Wirtschaftssenator, der zwar auch nichts Neues zu sagen hatte, das aber dafür mit umso mehr Schwung. „Exekutieren heißt handeln“, sagte er also, „das ist doch besser als zu sagen: Wir haben wunderbar gestritten, aber nichts erreicht.“ Und: „Wir sind doch im Parlament, oder wo sind wir? Danke.“

40 Hektar mehr Fläche soll der Technologiepark bekommen, die Hälfte durch bessere Ausnutzung der schon vorhandenen Flächen, die andere Hälfte dank der Ausdehnung nach Westen. „Steinigen Sie mich bitte nicht“, erklärte Hattig, „wenn ich jetzt sage: Es sind hundert Hektar nötig.“ Dann haute er den Grünen – „bitte mir doch fröhlich zuzuhören!“ – seine Naturschutzzahlen um die Ohren, Bremen liege mit den Naturschutzflächen weit über dem Bundesdurchschnitt und mit den Vogelschutzgebieten erst recht. Karin Mathes wollte dazwischen fragen, durfte sie aber nicht: „Lassen Sie mich doch ausreden. Ich bin gerade so schön in Fahrt.“ Auch Hattig zieht natürlich das Hollerland als potenzielle Ausweitungsfläche für den Technologiepark den Kleingärten vor: „Warum sollten wir 70, 80 Jahre lang kultiviertes Land für eine Wiese aufgeben?“ Jetzt erstmal gen Westen, auch gut, wenigstens etwas. Profunde senatorische Erkenntnis: „Entscheiden heißt, ohne Wenn und Aber ja oder nein zu sagen. So ist das nunmal auf dieser Welt.“ sgi