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: NHL-Spieler Pavel Bure wechselt nach New York

Selbstverliebter Künstler

Neuerdings starten Raketen nicht mehr von Florida aus, sondern in Manhattan. Eishockey spielende russische Raketen. In der Nacht zu Dienstag wurde Pavel Bure, genannt „the Russian rocket“, an die New York Rangers verkauft.

Mit Bure sichern sich die Rangers einen der schnellsten Schlittschuhläufer und den Top-Torschützen der National Hockey League (NHL), „einen der vier oder fünf Besten“, so Rangers-Manager Glen Sather, „einen Superstar, einen Künstler“. Im Gegenzug musste New York nicht einen wichtigen Spieler abgeben. Verstärkt mit dem Torschützenkönig der letzten beiden Spielzeiten wollen die Rangers noch die Playoffs erreichen. Momentan liegen sie in der Eastern Conference zwei Punkte hinter dem achten und letzten Endrunden-Platz.

Warum Florida sich auf den Deal einließ, ist nicht ganz klar. Der russische Linksaußen ist mit einem Jahressalär von 10 Millionen Dollar ziemlich teuer, aber der Hauptgrund dürfte wohl sein, dass Panthers-Chefcoach Mike Keenan nicht mit dem russischen Exzentriker, der schon mal als Liebhaber von Anna Kournikova gehandelt wurde, zurechtkam. Keenan, einer der erfolgreichsten Trainer der letzten Jahrzehnte, aber auch ein cholerischer Disziplin-Fanatiker, und der ebenso explosive wie egozentrische Bure passten nicht zueinander. „Wir haben nichts davon, wenn Pavel Torschützenkönig wird“, so Keenan, „aber das Team nicht genug Spiele gewinnt.“

Seit Bure 1999 aus Vancouver nach Florida kam, haben die Panthers kein einziges Play-off-Spiel mehr gewinnen können. „Pavel ist ein wundervolles Talent“, schickte Panthers-Manager Chuck Fletcher seinem Star hinterher, „er hat uns gut unterhalten.“ Tatsächlich hat Bure, dem Verbindungen zur russischen Mafia nachgesagt werden, in dieser Saison schon 22 Tore und 27 Assists gesammelt, sein Plus-Minus-Rating von –14 deutet allerdings auf ausgesprochen schlampige Verteidigung hin.

In New York wartet auf den 30-jährigen Bure bereits ein anderes großes Talent, dem vorgeworfen wurde, eigensinnig zu sein und sein Potenzial nicht auszuschöpfen. Eric Lindros konnte in dieser Saison als Ranger sein Image als Weichei ablegen, blieb aber weiter den Beweis schuldig, eine Mannschaft zum Stanley Cup führen zu können. Nach einem vielversprechenden Saisonbeginn rutschten die Rangers in der Tabelle ab und Lindros spielt seit Wochen uneffektiv.

Vor allem in der Defensive sind die Rangers anfällig, und ausgerechnet da ist Bure bestimmt keine große Hilfe. Während Sather hofft, dass sein Team „einen Schub in Richtung Play-offs“ bekommt, meint mancher Kommentator, dass Bure eine bereits in Auflösung befindliche Mannschaft endgültig aus dem Gleichgewicht bringen könnte.

THOMAS WINKLER