WIR BRAUCHEN NEUE VERKEHRSREGELN – UND ZWAR SCHNELL
: Inline-Skater gehören nicht auf Fußwege

Aber natürlich sind Inline-Skater keine Fußgänger. Sie sind so schnell wie die Radler, nehmen mit ihren schlenkernden Beinen mehr Platz weg als ein rasender Drillingskinderwagen und neigen dazu, zum Bremsen auf Ampelmasten zuzurollern, um die sie sich dann kichernd kreiseln lassen. Damit sind sie als Verkehrsteilnehmer unberechenbarer als eine Ball spielende Grundschulklasse am Wandertag, auch wenn die Straßenverkehrsordnung beide Gruppen als „Fußgänger mit Sport- und Spielgerät“ verharmlost. Der Bundesgerichtshof hat daher Unrecht, wenn er in seinem gestrigen Urteil die modernen Rollschuhfahrer auf die Fußwege verbannt. Damit dürfte klar sein, wie sich die zuständigen Richter im Alltag fortbewegen. Klarer Fall von beschränktem Erfahrungshorizont.

Natürlich brauchen Inline-Skater das Recht, sich auf den Verkehrswegen ihrer Wahl auszubreiten. Schließlich ist Skaten eine weitere Alternative zum Autofahren und muss daher unbedingt gefördert werden. Wie für das Radfahren auch müsste gelten: Unsichere Skater teilen sich mit den Fußgängern die Fußwege, gute Skater dürfen auf die Radfahrstreifen und sehr gute Skater auf die Straße. Damit ist die Notwendigkeit, Skatern den ihnen gebührenden Platz zu geben, übrigens ein weiteres Argument für die sofortige Abschaffung der Radwegebenutzungspflicht. Diese hat es Städten ermöglicht, Fahrradfahrer auf die Holperstreifen zwischen Straße und Fußweg zu verbannen, wohin neben Schnee auch anderer Abraum, Mülltonnen und ruhende Kraftfahrzeuge geschoben werden.

Unsinn ist auch die Behauptung, Inline-Skaten sei doch so eine Modewelle der späten Neunzigerjahre gewesen, zudem auf den Sommer beschränkt, und darum habe das Skating nichts mit der Humanisierung des Straßenverkehrs zu tun. Ein billiger Triumph des Verkehrsdarwinismus wäre es, sich zurückzulehnen, wenn die Übermacht des Autoverkehrs erfolgreich alles andere Leben von der Straße verdrängt. Also: Ändert die Verkehrsregeln! Ziel der Verkehrspolitik muss schließlich sein, alles zu ermuntern, was nach Gegenteil von Auto klingt. ULRIKE WINKELMANN