Werder soll für Fussi blechen

■ Warum zahlt der SV die Kosten für Polizeieinsätze nicht selbst? In Berlin sind 40.000 Euro pro Spiel in der Diskussion

Alles zugeparkt, Fans ziehen grölend durch die Stadt. Mal marodieren sie, mal nicht, doch unser Freund und Helfer ist immer zugegen. Die Polizei muss den Verkehr regeln, Prügler erkennen und aussondern, bei Randale einschreiten. Und das kostet. Im dauerklammen Berlin will Innensenator Erhart Körting (SPD) deshalb Hertha für Polizeieinsätze zur Kasse bitten. Die Rede ist von 20.000 bis 40.000 Euro pro Spiel.

Auch im Haushalts-Notlageland Bremen findet die Idee, den SV für Polizeieinsätze zahlen zu lassen, immer mehr Liebhaber. Nicht nur Fußballgegner können sich mit dem Gedanken anfreunden, dass Werder die Kosten, die seine Hools verursachen, selbst trägt. Auch sich der Staatsgewalt widersetzende Demonstranten müssen für das Handanlegen der Polizei blechen. In Bremen bis zu 29 Mark pro Mann und Stunde.

„Es macht Sinn, darüber nachzudenken“, sagt Dieter Oehlschläger von der Gewerkschaft der Polizei. Auch Thomas Volz von der anderen, der Deutschen Polizeigewerkschaft, meint: „Ich sehe nicht ein, dass wir für Werder immer wieder Leute aus den Revieren abziehen müssen.“

Bei Veranstaltungen von „großem öffentlichen Interesse“ ist laut Polizeigesetz klar, dass freundliche Damen und Herren in Grün zugegen sein müssen – und das für den Millionenclub Werder sozusagen gratis. Fussi – vulgo Fußball – ist für Oehlschläger selbstverständlich „von großem öffentlichen Interesse“. Aber nur dann, wenn die Veranstaltung später im Fernsehen gezeigt wird. „Das wäre jedoch nicht mehr so, wenn die Spiele nur noch per Bezahl-TV zu sehen wären“, sagt der Gewerkschafter. „Dann wäre das Spiel ja sowas wie ein Konzert von Tina Turner.“ Also: nicht von großem öffentlichen Interesse.

Nun ist es ohnehin so, dass der Club im Stadion die Ordnung mit Wachdiensten selbst regelt. Nur relativ wenige der je nach Spiel 50 bis 150 Polizisten sind während des Spiels wirklich im Einsatz, zum Beispiel für die Beobachtung der Fans Ostkurve. Die meisten schauen nur zu, um dann vor dem Stadion wieder in Aktion zu treten.

Also geht es vor allem um die Kräfte, die außerhalb des Stadions die Fans vom Bahnhof abholen oder den Verkehr regeln. Und da hat das Innenressort eine klare Meinung. „Das Ganze ist nicht praktikabel“, sagt Sprecher Markus Beyer und verweist darauf, dass der Hamburger Innensenator Ronald Schill Ähnliches gefordert habe. Sobald Werder zahlt, müsste Senator Kuno Böse auch mit Werder darüber streiten, wieviel Polizei denn nötig sei. Und, so Beyer, „über hoheitliche Aufgaben wie Sicherheit kann man mit uns nicht diskutieren“. Schließlich, so Beyer, gelte: „Wer bestellt, muss die Musik auch zahlen.“ Kai Schöneberg

Foto: Kay Michalak