pampuchs tagebuch: Alles inklusive im Dschungel
Wir beschließen unsere Serie „Internetzugänge in Quintana Roo und Belize im Vergleich“ mit einem Bericht, den wir in der VIP-Lounge eines schönen Ressorts, 30 Kilometer südlich von Cancún, einspeisen. Hier im „Paradisus“ herrschen Luxus, gepflegte All-inclusive-Atmosphäre (inklusive Hundebändchen) und ein freundlicher Managing Director aus dem Rheinland, der dem Laden einen Hauch von Lockerheit zu geben versucht. All-inclusive ist ja nicht jedermanns Geschmack, als filmender Reporter jedoch ist man dankbar, ab und an von einem VIP-Raum wie diesem aus in nahezu englischer, teppichausgelegter Atmosphäre seine Notizen über einen superschnellen Rechner in die Welt senden zu können.
So viel zum einsamen Höhepunkt mexikanischer Internetzugänge. Die freilich gibt es nur, wenn man Anspruch auf den „Royal Service“ des „Paradisus“ hat, und das ist eher was für den gehobenen Geldbeutel. Oder man macht sich sonstwie wichtig – als Reisefilmer zum Beispiel oder gar taz-Kolumnist –, dann bekommt man von der netten Diana den VIP-Status honoris causa und kann, Käsebrötchen kauend und Cuba libre schlürfend, seinem Nachtwerk nachgehen.
Weitaus dramatischer ist der Dschungel-E-Mail-Zugang, den ich an der wunderbaren New River Lagoon in Belize entdeckt habe. Es handelt sich um ein bequemes Holzbänkchen vor einem schwenkbaren Laptop, in einem geschmackvoll eingerichteten Dschungel-Lodge-Restaurant, das zum gemütlichsten gehört, was mir an Urwaldhütten untergekommen ist. Dabei ist es nicht so, dass man in der „Lamanai Outpost Lodge“ nun etwa die Krokodile (Lamanai heißt auf Maya so viel wie „untergetauchtes Krokodil“), Brüllaffen oder gar die Mennoniten, die hier allesamt in größeren Mengen vorkommen, per Mail zum Foto- oder Filmtermin ordern könnte. Nein, für derlei Geschäfte muss man, wie sich das gehört bei anständigem Wildlife, auch hier früh aufstehen oder spät zu Bett gehen und auf jeden Fall Glück haben.
Was es hier aber – anders als bei vielen anderen Dschungel-Lodges – gibt, ist ein Mann wie Simon Backley. Der managt nicht nur den kostenlosen E-Mail-Service für die Gäste der Lodge, er hat auch mit www.lamanai.com und www.lamanai.org (Lamanai Field Research Center) zwei Websites gebastelt. Die informieren nicht nur über das Angebot der Outpost Lodge, sondern breiten (unter .org) von den archäologischen Projekten – es gibt hier bemerkenswerte Maya-Ruinen – bis zu den Krokodilen und der Ornithologie der Region ausführlich wissenschaftliches Material aus. Der Bericht über die Ausgrabungen der letzten Jahre ist ein gutes Beispiel dafür, wie wissenschaftliche Ergebnisse einem Laienpublikum per Web zugänglich gemacht werden können: Da könnten viele Wissenschaftler in Deutschland noch was lernen.
Noch schöner ist nur, um 6 Uhr früh selbst zu den Pyramiden zu wandern und dort im Morgenlicht Dr. Elizabeth Graham, die Leiterin der Ausgrabungen, mit ihren Helfern buddeln zu sehen, während in den Bäumen die Brüllaffen hängen und sich einen pennen. Ein Bild für Mayagötter. Aber Gnade einem Gott, wenn die anfangen zu brüllen! Meine neue archäologische Theorie ist, dass es der Lärm der „Howler monkeys“ war, der die Mayaruinen zum Einsturz gebracht hat. Wieder ein Rätsel der Mayaforschung gelöst. THOMAS PAMPUCH
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