„Umsonst“geht nicht umsonst

■ Die Oldenburger Kulturetage plant einen Kultursommer der Superlative – und verhandelt gleichzeitig um Überlebens-Hilfe

Die Oldenburger Kulturetage geht in die Offensive. Noch vor Frühlingsbeginn präsentiert sie schon Eckpunkte des 25. „Oldenburger Kultursommers“ – der OldenburgerInnen liebste Jahreszeit – obwohl das Programm „noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist“, wie Geschäftsführer Bernt Wach zugibt. Gleichwohl kursiert es bereits als buntes Faltblättchen auf der Berliner Tourismusbörse. Schon jetzt wolle man der Politik zeigen, welches Potential man zu mobilisieren in der Lage sei, „damit das in die nächste Kulturausschusssitzung mit einfließt“ (Wach).

Hintergrund dieser weit vorausschauenden Ankündigungspolitik ist, dass Ende 2003 alle Verträge freier Kulturinstitutionen mit der Stadt Oldenburg auslaufen. Betroffen davon sind die festen Zuschüsse für Gruppen wie das „Theater Wrede“ und feste Häuser wie die „Werkschule“ und eben die „Kulturetage“. Außerdem endet dann der Fünfjahresvertrag der „Kulturetage“ mit der Stadt Oldenburg über den Zuschuss zum Kultursommer. 1999 hatte die Stadt der „Kulturetage“ erstmals den gesamten Kultursommeretat von 200.000 Mark übertragen mit der Aufgabe, dieses sommerliche Umsonst-und-Draußen-Festival auszurichten.

Im kommenden Sommer wird auch das Ensemble der Kulturetage selbst wieder einen ungewöhnlichen Raum bespielen: Das Hallenbad am Berliner Platz wird mit „Novecento. Die Legende vom Ozeanpianisten“ zum letzten mal seine Türen öffnen, bevor es abgerissen wird. Und auch die lokale Musikszene wird auf der kleinen Open-Air-Bühne auf dem Rathausmarkt gut präsentiert.

Die großen Schlossplatz-Events versprechen auch internationale Qualität: Zur Eröffnung am 28. Juni sollen „Funk–n Latta“ aus Brasilien „den Schloßplatz in ein großes Tanzspektakel verwandeln“, verspricht Andy Holz von der Kulturetage. Zu den teuren Produktionen gehört das Konzert des japanischen Shibusasishirazu Orchesters. Noch sind aber die Flüge der Musiker nicht finanziert, obwohl die Kulturetage über einen Gesamtetat von 500.000 Mark für den Kultursommer verfügt. An die 300.000 Mark habe man im Laufe der Jahre über Sponsoring und Eintrittsgelder reinbekommen, freut sich Bernt Wach, und er fürchtet, dass sich dieses Engagement jetzt gegen die Veranstalter wenden könnte: „Wir hoffen, dass das nicht als Argument von der Stadt benutzt wird, die 200.000 Zuschuss nicht länger zu zahlen. Schon jetzt benutze die Kulturetage ihre ganze Infrastruktur, um den Kultursommer durchzuziehen. Sollte also der Kultursommeretat zwar bewilligt werden, aber die Finanzierung des Hauses selbst über Vertragsschluss nicht gewährleistet sein, sei auch ein Kultursommer nicht mehr zu bewältigen, warnt Bernt Wach: „Wir schaffen das nur in dieser Verbindung“. Marijke Gerwin