Die Prinzessin bittet zum Tanz

HAMBURG taz ■ Bei Christiane zu Salm, der Geschäftsführerin von Neun Live, wird man das Gefühl nie los, dass sie alles um sich herum nicht so ganz ernst nimmt. „Ich weiß, dass einige von Ihnen unser ganzes Programm ganz fürchterlich finden“, erklärte sie vor einem Haufen Journalisten. „Manche Sendungen finde ich auch furchtbar.“ Sieben Stunden Reisesendung, Gewinnspiele rund um die Uhr – Neun Live, ehemals Tele 5, ehemals TM 3, ist der Bildschirm gewordene Trash, und Christiane zu Salm weiß das ganz genau. „Wir machen die Themen, über die wir uns alle so köstlich amüsieren, die aber einen Markt haben“, sagt sie bei der Präsentation des neuen Programms: Zuschauer zeigen ihre Urlaubsvideos, es gibt eine erotische Wetteransage, bedauernswerte Anrufer müssen mit Roberto Blanco nach Andalusien reisen. Weil man die Bundesliga-Livebilder nicht zeigen darf, filmt man Fans ab, die sich gerade die Fernsehbilder live anschauen. „Die Leute, die uns gucken, sind genau die Leute, von denen wir sagen, wir sind nicht so“, sagt die Prinzessin auf dem Geschäftsführerstuhl. Und sie lächelt dabei. Und weil man das so locker sieht, braucht man auch keine Hemmungen zu haben. Also sorgen sich zu Salm und Programmdirektor Markus Wolter nicht so sehr um die 15 Millionen Euro Miese im Geschäftsjahr 2001 – sondern freuen sich darüber, dass man ab 1. Mai den „längsten und größten Tanzmarathon der Geschichte“ überträgt. Zehn Paare, die Tag und Nacht tanzen müssen, bis sie zusammenbrechen; wie einst in den USA, als die verzweifelten Menschen in der Weltwirtschaftskrise für 1.000 Dollar bis zur Erschöpfung auf der Tanzfläche standen. Diesmal geht es um 100.000 Euro, und Wolter ist schon jetzt begeistert davon, wie „emotional wir die Paare aufbereiten werden“. Geschlafen werden darf zwischen Mitternacht und vier Uhr morgens, ansonsten sind die Füße in Bewegung. Einmal fragt zu Salm in die Runde: „Sie werden sich jetzt fragen: Was hat das alles mit Fernsehen zu tun?“ Gute Frage. AHA