Neun Tote bei Anschlag in Lima

Kurz vor dem Perubesuch von US-Präsident George W. Bush explodiert in der Nähe der US-Botschaft eine Autobombe. Befürchtungen über ein Wiederaufleben des maoistischen „Leuchtenden Pfades“, doch Täter bleiben zunächst unklar

von INGO MALCHER

Bei der Explosion einer Autobombe sind am Mittwochabend in der peruanischen Hauptstadt Lima neun Menschen getötet worden. Über 40 wurden verletzt. Die Bombe explodierte auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums im Stadtteil Surco, nur vier Blöcke von der US-Botschaft entfernt. Zahlreiche Geschäfte und zwei Bankfilialen wurden verwüstet, mehrere nahe liegende Wohnungen beschädigt und dutzende Autos brannten aus.

Perus Innenminister Fernando Rospigliosi machte terroristische Gruppen für den Anschlag verantwortlich, die den Besuch von US-Präsident George W. Bush am kommenden Samstag in Lima sabotieren wollten. Zu dem Anschlag bekannt sich zunächst niemand.

Zwei Stunden nach der Explosion sperrte die Polizei die Straßen auch im Stadtteil Miraflores nahe eines Vergnügungsviertels, weil ein weiteres Attentat befürchtet wurde. Bereits am Vortag war ein Anschlag auf die Büros der Telefongesellschaft Telefónica del Peru im Stadtteil Los Olivos verübt worden, bei dem niemand ums Leben kam.

Die Anschläge erinnern an die Zeit, als die maoistische Terrorgruppe „Leuchtender Pfad“ den Krieg nach Lima tragen wollte. Die Gruppe wurde eigentlich als tot betrachtet, dennoch gab es in den vergangenen Wochen immer wieder Hinweise darauf, dass sie weiterhin aktiv sein soll. Präsident Alejandro Toledo brach jetzt eine Mexikoreise ab und kehrte umgehend nach Lima zurück. Er kündigte ein Anti-Terror-Gesetz an.

Der Anschlag auf das Einkaufszentrum galt der US-Botschaft. Kurz vor zehn Uhr abends hatte sich ein anonymer Anrufer bei der Botschaftspolizei in Lima gemeldet und gesagt, dass in der Nähe der US-Vertretung eine Autobombe versteckt sei. Die Polizei kam allerdings zu spät, um die Explosion noch verhindern zu können. Rund 100 Kilogramm Sprengstoff sollen Angaben eines Polizeisprechers zufolge in einem Auto gezündet worden sein. Die Botschaft blieb unbeschädigt.

„Dies ist die schlimmste Tat, die von Grund auf geklärt werden muss, dies könnte die terroristische Handschrift des Leuchtenden Pfads tragen“, sagte der peruanische Vizepräsident Raúl Diez Canseco. Er zeigte sich aber optimistisch, dass Bush seinen für Samstag geplanten Besuch nicht absagen werde, obwohl alles darauf hindeute, dass das Attentat gegen seinen Besuch gerichtet sei. Innenminister Rospigliosi schrieb das Attentat „nationalen oder internationalen“ Kommandos zu. Der Besuch Bushs in Lima habe „verschiedene terroristische Gruppen geweckt“.

Bush will am Samstag Perus Präsident Toledo und die Staatschefs von Bolivien, Ecuador und Kolumbien treffen, um über Strategien zur Drogenbekämpfung und bilaterale Freihandelsvereinigungen zu sprechen. Im Vorfeld des Bush-Besuchs waren die Sicherheitsvorkehrungen in Lima bereits verschärft worden.