Fusion fast geschafft

Compaq und Hewlett-Packard wollen trotz Widerständen fusionieren. Größter Zusammenschluss der Branche

BERLIN rtr ■ Die Aktionäre des US-Computerkonzerns Compaq haben am Mittwoch nach Angaben des Unternehmens erwartungsgemäß mit großer Mehrheit für die Fusion mit dem Konkurrenten Hewlett-Packard (HP) gestimmt. Ob der bislang größte Zusammenschluss in der Branche zustande kommt, hängt am Abstimmungsergebnis der HP-Anteilseigner, die ihr Votum am Dienstag abgegeben hatten.

HP-Chefin Carly Fiorina hatte im Anschluss an das Aktionärstreffen von einer kleinen, aber ausreichenden Mehrheit für das Fusionsvorhaben gesprochen und sich dabei auf erste Schätzungen der HP-Rechtsvertreter bei der Abstimmung berufen. Fusionsgegner Walter Hewlett, Mitglied im HP-Führungsgremium und Sohn von Firmengründer William Hewlett, wollte sich allerdings nicht geschlagen geben und sprach von einem äußerst knappen Ausgang. Das offizielle Abstimmungsergebnis wird erst in einigen Wochen erwartet.

„Ich bin erfreut, dass die Compaq-Aktionäre die Kraft hinter der Fusion dieser zwei großartigen Technologieunternehmen erkannt und der Unternehmensführung ihre überwältigende Unterstützung gegeben haben“, erklärte Compaq-Chef Michael Capellas am Mittwoch nach der außerordentlichen Hauptversammlung zu der 20-Milliarden-Dollar-Fusion. Der Ausgang war weithin erwartet worden, zumal es unter den Compaq-Aktionären keine organisierte Opposition gegen das Projekt gegeben hatte. Aus der Fusion entstünde ein Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von 80 Milliarden Dollar (rund 90 Mrd. Euro) und 150.000 Mitarbeitern. 15.000 Stellen sollen den Plänen zufolge allerdings abgebaut werden.

Fiorina, die ihre weitere Karriere bei HP an den Erfolg des Vorhabens geknüpft hatte und Chefin des fusionierten Unternehmens werden soll, will einen neuen Computerkonzern schaffen, dessen Produktpalette vom PC über Drucker bis zum Großcomputer reicht und der dem weltweiten Branchenführer IBM die Stirn bieten kann. Sie versprach den Aktionären ein „Technologiekraftwerk“, das alle Kundenwünsche befriedigen solle. Walter Hewlett und Fiorina hatten in den letzten Wochen über die Medien einen heftigen Streit über die Zukunft des Konzerns ausgetragen. Hewlett hatte Fiorina dabei wiederholt vorgeworfen, sich bei der künftigen Ausrichtung des fusionierten Unternehmens einseitig auf Personal-Computer zu konzentrieren. HP müsse beim Zusammengehen mit Compaq eine gewaltige Integrationsleistung vollbringen und laufe dabei Gefahr, gegenüber der Konkurrenz an Boden zu verlieren, hatte Hewlett gewarnt. Auch Branchenexperten sehen Risiken der Großfusion.