Oma ihr klein Häuschen

Sich ein Haus zu bauen ist heute nicht mehr die beste Art der Geldanlage fürs Rentenalter. Alternativ: Aktien mit Netz  ■ Von Gernot Knödler

„Schaffe, schaffe, Häusle baue“ – die Anlagestrategie, die dazu beigetragen hat, aus Baden-Württemberg ein Musterländle zu machen, ist nicht mehr zeitgemäß. Zumindest führt sie nicht mehr mit der gleichen Selbstverständlichkeit zum Erfolg wie in den vergangenen Jahrzehnten. Sie ist sinnvoll für den, der das Haus selber nutzt, etwa weil er Kinder hat. Als reine Geldanlage und notwendige Ergänzung der immer dürftiger ausfallenden Rente gibt es bessere Alternativen.

In der Vergangenheit war es interessant, sich Wohneigentum zuzulegen, weil es sich dabei um eine krisensichere und risikoarme Geldanlage handelte. Die Immobilienpreise entwickelten sich stetig nach oben. Der Staat förderte den Immobilienerwerb mit großzügigen Abschreibungsmöglichkeiten, und wer das Häuschen auch noch selbst bewohnte, brauchte sich zumindest um steigende Mieten keine Gedanken zu machen.

Einiges davon gilt heute so nicht mehr. „Die Preise von Immobilien sind seit 1994 rückläufig“, sagt die Finanzberaterin Susanne Kazemie, „und es ist nicht abzusehen, dass sich das ändert.“ Schuld daran ist die demografische Entwicklung: Selbst bei einem positiven Zuwanderungssaldo von 250.000 jungen Menschen wird Deutschland 2050 bloß noch 66 statt 82 Millionen Einwohner haben.

Wachsende Wohnungsgrößen werden das nur zum Teil ausgleichen, was auch Klaus Völker von der Hamburger LBS (Landesbausparkasse) einräumt: „Die Lage einer Immobilie ist ausgesprochen wichtig.“ Sie muss gut zu erreichen sein und Supermärkte, Freitzeiteinrichtungen und Ärzte in der Nachbarschaft haben. Das Viertel darf nicht übel beleumundet sein und nicht in einer schrumpfenden Region liegen. Kazemie kann sich „vorstellen, dass wir sogar in Top-Lagen fallende Preise sehen“.

Völker führt demgegenüber einen psychologischen Faktor ins Feld: Eine Studie der LBS-Gruppe aus 2001 habe ergeben, dass Eigentümer am Ende ein größeres Vermögen als Mieter besäßen. Die Versuchung, Zinsen und Aktiengewinne abzuschöpfen und sich damit etwas Schönes zu leisten, sei für die meisten Menschen einfach zu groß.

Richtig interessant ist es aber nur, ein Haus zu kaufen, in dem man auch wohnt. Denn der Bund hat die Eigenheimförderung umgestellt: Statt steuerlicher Absetzmöglichkeiten gibt es jetzt rund 20.000 Euro Eigenheimzulage, weiteres Geld für jedes Kind und günstige Kredite für Geringverdiener. Deshalb und wegen der in der Vergangenheit stabilen Immobilienpreisentwicklung rät Christian Schmidt-Burgk von der Verbraucher-Zentrale Hamburg nach wie vor, 30 bis 40 Prozent der Altersvorsorge auf Immobilien zu stützen. „Derjenige, der im Alter eine schuldenfreie Immobilie hat, ist auf der Gewinnerseite“, prophezeit er.

Als reines Abschreibungsobjekt dagegen seien Immobilien heute nur noch für Leute mit sehr hohen Einkommen interessant, sagt der Steuerberater Otto Peters. Und auch dann nur, wenn es sich um denkmalgeschützte Gebäude oder solche in Sanierungsgebieten handele. Häuser zu vermieten mache viel Arbeit und sei zudem riskant, weil die Miete ausfallen könne.

Wahres „Teufelszeug“ sind nach den Erfahrungen Schmidt-Burgks die allermeisten geschlossenen Immoblienfonds, bei denen auf lange Zeit Anteile konkreter Immobilien erworben werden. Offene Immobilienfonds, die mindestens 50 Prozent des Geldes in wechselnden Gebäude-Anteilen anlegen, seien dagegen eine stabile Geldanlage, auf die jederzeit zugegriffen werden könne. Allerdings gibt es hierfür auch andere, mäßig renditeträchtige Optionen.

Eine weitaus höhere Rente lässt sich mit Aktien und vor allem Aktienfonds erzielen. Deren Kurse unterliegen zwar großen Schwankungen, langfristig haben sie sich jedoch besser entwickelt als jede andere Geldanlage. Und das Risiko, dass die Kurse gerade im Keller sind, wenn der Anleger in Rente geht, lässt sich begrenzen.

Finanzberaterin Kazemie verweist darauf, „dass ich ja jederzeit Gewinne mitnehmen kann“. Je näher der Anleger der Rente kommt, desto mehr Gewinne sollte er abschöpfen und sicher anlegen, etwa in festverzinslichen Wertpapieren. Umgekehrt gilt Kazemie zufolge: „Je jünger jemand ist, desto eher kann er sich Aktien erlauben.“