Klatsch in der Wildnis

■ Freunde der Uniwildnis fürchten, dass die Ausdehnung des Technologieparks 11 von 15 Hektar Vereinsgelände frisst. Dann wäre Schluss mit dem, was Städter Wildnis nennen

„Ach, hallo zusammen.“ Wolfgang Frauenkron grüßt Frauchen, Herrchen und Hunde – Bekannte in der Wildnis. Was StädterInnen eben so als Wildnis bezeichnen. Frauenkron, der Vorsitzende des Vereins der Freunde der Uniwildnis, steht zwischen Birken auf Vereinsgelände. Im Matsch. Ein Rottweiler springt dicht gefolgt von einem Schäferhund vorbei. „Hier am Sandplatz trifft man immer jemanden“, freut sich Frauenkron und nennt daher die Lichtung am Ende der 15 Hektar großen Uniwildnis „den einzigen öffentlichen Kaffeeklatsch Bremens“.

Doch mit dem Kaffeeklatsch im Freien und den leinenlos tobenden Hunden könnte es bald vorbei sein, fürchtet Frauenkron. Denn neben dem Reitclub St. Georg und dem Campingplatz seien auch elf Hektar dieser „einzigen naturbelassenen Fläche Bremens“, so die Selbstdarstellung des Vereins, für den Bau des Technologieparks vorgesehen.

Das Vereinsgelände, das der Universität Bremen gehört, vertraute der Senat dem Verein Anfang der 90er Jahre zur Nutzung und Pflege an, unbefristet. Heute will der 420 Mitglieder zählende Verein „vordergründigen wirtschaftlichen Interessen eines Technologieparks“ nicht weichen: „Ich nutze das Gelände täglich mit meinem Schäferhund, und dafür werde ich kämpfen“, sagt Angelika Henkel.

Im Kontrast zur Gradlinigkeit des Bremer Bürgerparks, herrscht in der Uniwildnis das Gewirr des Gestrüpps. Zwischen Wildwuchs und Birken winden sich Pfade durch Pfützen zum Teich und begrenzenden Wall. Frauenkron nennt die Wildnis eine „Verlängerung von Bürgerpark und Stadtwald“, und daher Naherholungsgebiet. „Außerdem ist das Gelände ein Durchzugsgürtel für Tiere - bis ins Hollerland“, so Frauenkron. Fußabdrücke von Rehen im Schnee, Vögel, die den Teich zum angrenzenden Vogelschutzgebiet überfliegen, Igel, Blindschleichen und ein Fischreiher weisen laut Frauenkron ein Biotop aus. „Und der Fischreiher lässt sich auch nicht von Hunden stören, wenn die sich im Sommer ins Wasser schmeißen“, sagt Frauenkron.

Naturschutz stehe an erster Stelle der Vereinssatzung, erklärt der Vorsitzende, „auch wenn etwa die Hälfte der Mitglieder Hundebesitzer sind.“ Zwar habe der Verein es bisher versäumt, Tier- und Pflanzenwelt zu dokumentieren, doch übernehme er schließlich Aufgaben des Landes, wenn er für Müllbeseitigung und Zugänglichkeit der Wege sorge, und das sogar kostenlos, meint auch Mitglied Christine Bernbacher. Außerdem habe der Verein Trockenholzecken für Kleinlebewesen eingerichtet, „und für eine Bebauung müssten hier 3.000 Bäume, darunter auch Eichen, gefällt werden“, fügt Frauenkron hinzu.

Trotz der bisher rechtlich ungeklärten Sachlage, steht für Frauenkron fest: „Wir lassen uns hier nicht vertreiben, auch nicht mit Geld. Wir wollen auch kein Ersatzgelände, sondern die zentrale Lage und die Natur hier“. Handfeste Aktionen gegen eine drohende Bebauung will der Verein Mitte April beschließen. „Und“, warnt Frauen-kron, „wir haben echte Aktivisten unter den Mitgliedern“.

Daniel Satra