Hängematten-Regen-Welt

■ Ein neues Bremer Bilderbuch erzählt die Geschichte von warmen Sommerschauern und schaurig-schönen Wolkenbrüchen

Noch passt das Buch nicht so richtig ins Wetter. Aber im Sommer. Im Sommer ist Klaus Modicks und Jub Mönsters Kinderbuch „Sommer schauer“ zum wegträumen. Kein Buch über Sommersonnesatt, wie man vom Titelbild hätte erschließen können. Sondern eins zum Regenliebhaben. Warmen, duftenden Sommerregen wohlgemerkt.

Auf 32 Seitchen haben der Oldenburger Dichter Klaus Modick und der Bremer Maler Jub Mönster eine Hommage an den Sommerregen geschrieben und gezeichnet. Eine Hommage, in Form von eines merkwürdigen Nachbarn, Herrn Boll, der auf einmal in der größten Pfütze der Straße steht und die kleine Marie nach draußen lockt. Weg vom Fenster, vom Tropfenzählen. Rein in Gummistiefel, Jacke, Regenmütze. „Im Regen lässt sich wunderbar spazieren“, erzählt der alte Boll. „Da kommt der Himmel auf die Erde.“

Das eigenwillig schöne Regenreich ist das, was Herr Boll dem Mädchen nahebringen will. Seidenweicher Regen, der auf seine eigene Art Musik macht. Die Bäume, schreibt Modick, summen mit ihrem Laub das alte Regenlied. Und es „zischt und pfeift und trommelt und so weiter“. Der Regen, lobt Opa Boll, „ist ein toller Musikant“.

Und noch mehr. Guckt man genau hin, bildet der Regen mit seinen schimmernden Tropfen einen Schmuck um die nasse Welt da draußen. Schmiegt sich wie ein Pelz um Grashalme, zieht im Teich tausende Kreise, ein „nieselndes Gewimmel“.

Das allerbeste aber kommt, wenn sich der Regen wieder verzogen hat: Der Regenbogen. Bunt und funkelnd und mit einem Topf voller Gold am Ende. Ob das nicht gelogen ist will Marie wissen, das mit dem Schatz und überhaupt, wo das Ende des Regenbogens denn eigentlich sei. Aber der alte Boll lächelt nur, „der Regenbogen endet immer da, wo jeder hin will und noch niemand war“.

Nicht immer ist Modicks Dichtung sehr eingängig. Aber immer trifft er mit seinen Beschreibungen den Nerv. Dann etwa, wenn er „Wolkenboote“ am Himmel mit Worten malt, und für den im Sommer der „schönste Ort der Welt Hängematte heißt“.

Jub Mönster hat diese wassernasse Welt illustriert. Den Regenfreund Boll zeigt Mönster allerdings immer unter Schirmen verborgen. Erst auf der vorletzten Seite wird das Geheimnis um den Nachbarn mit dem so ganz anderen Blick aufs nasse Element gelüftet: Ganz politisch korrekt ist der Nachbar, von denen man sich mehr wünschte, ein Schwarzer. Ein Buch, bunt wie der Regenbogen.

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„Sommerschauer“ ist im Lappan-Verlag erschienen, kostet 12,90 Euro. Für Kinder ab fünf.