Heidekraut will der Prof

■ Polizeipräsident Eckhard Mordhorst ist seit gestern offiziell Honorarprofessor und lehrt Prävention

Mit dem Titel Polizeipräsident war es nicht getan. Gestern kam noch ein zweiter hinzu: Honorprofessor für das Fachgebiet Kriminalistik. Verliehen von der Bremer Polizei-Hochschule. Kripo-Profi Eckhard Mordhorst ist damit der erste Polizeipräsident der Republik mit diesem Ehren-Titel.

Nicht, dass sich damit viel ändert: Unterrichtet hat Mordhorst die 350 angehenden PolizistInnen dort schon lange, gilt bei seinen Studis „als Polizeipräsident zum Anfassen“. Nur bekommt er für die vier Semesterwochenstunden keinen Stundensatz von 45 Mark mehr, sondern macht's der Ehre halber.

Gestern also: Antrittsvorlesung vor Gästen aus Politik, Polizei und Studierenden. Für letztere hatte Mordhorst gleich einen Stapel Klausuren dabei, aber das war für später. Erstmal stand „Entstehungsspezifische Kriminalitätsbekämpfung“ auf dem Manuskript. „Aber keine Angst“, so der frisch gekürte und strahlende Prof. „Ich will hier nur ein bisschen plaudern.“

Das tut er dann auch – ganz ohne Manuskript. Denn das Thema mit dem scheußlich komplizierten Namen ist sowas wie sein „Leib und Magengericht“. Es meint letztlich ganz simpel: Prävention.

„Warum tun wir uns damit bloß so schwer im Gegensatz zur Repression?“, fragt Mordhorst mit festem Blick auf die Riege der konservativen CDU-Politiker und Repressions-Anhänger. Er hätte es lieber anders herum: Geld für Vorbeugung statt für den ganzen Riesen- polizei- und Justizapperat, der sich um die Tatfolgen kümmert. Keine Tat hieße auch kein Knastneubau, kein Resozialisierungproblem des Staatsrats und auch keine traumatisierten Opfer, sagt Mordhorst. Eine Stelle hätte man ja für Kriminalitätsvorbeugung, aber was könnten drei Beamten da schon groß ausrichten?

Sie können „Schlösser empfehlen und Riegel vorschlagen“. Das Mindeste sozusagen, um Kriminelle erst gar nicht einzuladen. „Muss ich die Waren denn so präsentieren, das Portemonnai so offen zur Schau tragen, dass sie leicht geklaut werden können?“

Also ist er lieber für Wegfahrsperren in Autos und sonst auch schon mal als Präventions-Architekt aktiv. Ganz baulich praktisch: Denn wenn was passiert, „machen wir immer Frauenparkplätze, aber immer erst hinterher“. Am St.-Jürgen-Krankenhaus hat Mordhorst vor anderthalb Jahren was ganz anderes gemacht: Die Rhododendren herausgerissen, in denen sich mal ein Triebtäter versteckt gehalten hat. Heidekraut statt Büsche ist seine Devise. Und „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“ ebenfalls. Mi Heidekraut gehe das nämlich auch auf Entfernung.

Am Ende gibt es Wein. Ein „Viertelgläschen“ sei doch drin, sagt Mordhorst. Für die Polizeikollegen im Dienst jedenfalls. pipe