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Überall in der Welt fahren immer mehr Erdgasautos. In Europa ist Italien Vorreiter und Liechtenstein besitzt seit neustem ein Erdgas-Ufo als Tankstelle – mit kirchlichem Segen in Betrieb genommen.

von SOPHIE BAUER

Als der Liechtensteiner Pfarrer Franz Näscher im September letzten Jahres den Segen sprach, geschah das ausnahmsweise einmal nicht in der Kirche, sondern unter dem Dach einer Tankstelle. „Für alle, die die Anlage benutzen“, bat er um Gottes gnädigen Schutz. Schließlich sollten die umweltfreundlichen Fahrer, die künftig des Fürstentums erste Erdgastankstelle in Vaduz ansteuerten, für ihr Engagement in Richtung alternative Energien belohnt werden.

Doch gute Worte allein helfen nicht, will man tatsächlich einen Großteil der Kfz-Nutzer zum Umsteigen auf Erdgas bewegen. Finanzielle Anreize, wie Steuererleichterungen und günstige Umrüstungsmöglichkeiten der Wagen, bringen erheblich mehr.

So hat allein die erdgasfreundliche Politik Italiens in den letzten Jahrzehnten dafür gesorgt, dass mittlerweile knapp 400.000 Erdgasfahrzeuge auf dem Stiefel unterwegs sind. In Deutschland sind es bislang gerade einmal 12.000.

„Das Umrüsten ist in Italien deutlich billiger, weil die Auflagen nicht so streng sind“, erklärte Otto Berthold, Projektleiter Ergasfahrzeuge bei der Berliner Gasag. Außerdem biete der Markt eine Fülle von Fahrzeugtypen, die wahlweise mit Erdgas- oder Benzinantrieb gekauft werden könnten. „Erdgas ist in Italien schon seit Jahrzehnten als Treibstoff präsent“, nennt Berthold einen weiteren Grund für den Vorsprung der Italiener. In Deutschland gäbe es erst seit Mitte der 90er-Jahre ernsthafte Bestrebungen, den Energieträger Erdgas den Autofahrern schmackhaft zu machen. „Je mehr Autos mit Erdgas fahren, desto mehr Tankstellen gibt es, desto mehr Menschen fällt der Wechsel leichter“, fasst er den Wirtschaftskreislauf zusammen.

Weltweit führend in der Nutzung von Erdgas als Treibstoff ist mit 630.000 Fahrzeugen Argentinien, doch auch in Pakistan fahren immerhin 120.000 Wagen mit Gas im Tank. Das dürfte ein Großteil des gesamten Fuhrparks des islamischen Staates sein. Dass nur 83.000 Fahrzeugen in den USA und 31.000 in Russland Erdgas verbrennen, zeugt von der internationalen Ignoranz, die bislang den Möglichkeiten einer Alternative zu Benzin entgegengebracht wird. Schlusslicht zusammen mit Schweden ist Großbritannien. Dort fuhren 2001 gerade mal 835 Wagen erdgasbetrieben herum. Dementsprechend familiär geht es auf den Chats der Erdgasfanclub-Internetseiten zu. Da werden Adressen von Tankstellen ausgetauscht, Erfahrungen mit dem Fährbetrieb von Dover nach Calais übermittelt („Der Gastank muss vor der Abfahrt der Fähre leer sein, auf dem Rückweg jedoch nicht“) und Umrüsttricks weitergegeben. Auf den ersten Blick könnte man fast meinen, auf den Seiten eines Hobbyclubs gelandet zu sein.

Dass gerade Kleinstaaten, wie etwa Trinidad und Tobago oder eben besagtes Liechtenstein auf Alternativen zum Öltreibstoff setzen, könnte unter anderem an der größeren Flexibilität der Verwaltungen liegen. In Deutschland mahlen die Mühlen in den Ämtern bekanntlich langsam, und besonders der TÜV hat sich bislang unter Erdgasnutzern im Straßenverkehr nicht sonderlich beliebt gemacht. „Die gehen halt auf Nummer sicher“, bringt Berthold von der Gasag die strengen Richtlinien für umgerüstete Kfz auf den Punkt.

Wenn es darum geht, Erdgasfahrzeuge auf die Straße zu bringen, ist es mit Gottes Segen alleine eben noch nicht getan.