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: Warum die Bundesliga fast so langweilig ist wie Heribert Fassbender

Nonchalance gegenüber dem Leben

Guddn Abbnd allerseits, hier spricht jetzt zwar nicht Heribert Fassbender, aber auch in dieser Kolumne geht es ums Einschläfern. Falls es noch niemandem aufgefallen ist: Die Bundesliga ist langweilig. Oben wird gewonnen, unten wird verloren und in der Tabellenmitte geht’s unentschieden aus. Alles wie gehabt: Die Bayern spielen erbärmlich, aber, hat nun auch Kölns Dirk Lottner erkannt, machen mal wieder „aus Scheiße Gold“. Besonders öde auch der fürchterlich harmonische Haufen in Leverkusen: Selbst Ulf Kirsten ist mit einer doppelten Dosis von Joker-Toren erfolgreich ruhig gestellt.

Und Wolfsburg und Hamburg spielen ein 1:1 aus, das so überflüssig daherdümpelt, wie das ein Spiel tun sollte, das schon vor dem Anpfiff niemand brauchte. Nur Kaiserslautern scheint sich dem Trend zu verschließen und verliert sang- und klanglos: Das lässt sich auch so interpretieren, dass Brehmes Buben endlich ehrlich die Ergebnisse einfahren, die ihnen entsprechen, und sich nun in die Grauzone der Tabelle verabschieden, in die sie von Anfang an gehört hätten.

Um die Trostlosigkeit komplett zu machen, ist nun auch noch Jens Lehmann gesperrt, kann keinen mehr treten und parliert im ZDF-Sportstudio stattdessen von „besser benehmen auf dem Fußballplatz“. Selbst wenn die Liga-Rüpel aus Kaiserslautern in der von Schiedsrichtern gefürchteten Schalke-Arena spielen, geht es vollkommen gesittet zu.

Der sonst telegen zürnende Kaiser lächelt weise und Eugen Strigel nickt emotionslos noch jede Fehlentscheidung durch: „Irren ist menschlich.“ Auch der demnächst arbeitslose Falko Götz predigt „eine gewisse Nonchalance gegenüber dem Leben“. So eintönig war Fußball selten.

Selbst die versierten Kaffeesatzleser beim DSF-Stammtisch „Doppelpass“ hatten gestern Mittag Probleme, Giovane Elbers dahingebrabbeltes Geständnis, dass er in der ersten Halbzeit „keine Lust“ hatte, zur Kontroverse mit seinem Trainer Ottmar Hitzfeld hochzujazzen. Statt ein hübsches Skandälchen zu produzieren, weigert sich Thomas Häßler tapfer, irgendetwas zu sagen.

Worüber soll man denn da noch schreiben? Dass Alex Alves Tore schießt anstatt an verpilzten Zehen zu laborieren? Dass kein einziger Lauterer in dieser Woche seine Frau verprügelt hat? Dass Dieter Hoeneß und Rudi Assauer vollkommen verstummt zu sein scheinen?

Nur ein Ausweg bleibt, eine Drohung: Wenn sich nicht sofort etwas ändert, engagieren wir Heribert Fassbender als Gastautor. Nun kann man nur hoffen, dass die Bundesliga rechtzeitig zur Besinnung kommt. THOMAS WINKLER