Antarktis zunehmend kälter

■ Klimaerwärmung widerspricht Trend am Südpol

Hamburg – Obwohl eine auffällige Klimaerwärmung in der Westantarktis kürzlich riesige Eismassen abbrechen ließ, ist es auf dem Großteil des Südkontinents deutlich kälter geworden. Rund 60 Prozent der Antarktis hätten sich Schätzungen zufolge in den vergangenen 35 Jahren abgekühlt, berichtet das Hamburger Magazin „Geo“ in seiner Aprilausgabe (S. 198). Das habe ein Vergleich der Langzeitdaten antarktischer Wetterstationen ergeben. Damit bildet die Antarktis eine Ausnahme von der globalen Klimaerwärmung um knapp 0,2 Grad Celsius pro Jahrzehnt.

So stellten Polarforscher der University of Illinois in Chicago fest, dass es am Ufer des Hoare-Sees nahe dem McMurdo-Sund pro Jahrzehnt um 0,7 Grad kühler wird. Dabei sei der Temperaturrückgang in den Sommer- und Herbstmonaten besonders auffällig. Das Team um Peter Doran hatte in der britischen Fachzeitschrift „Nature“ bereits über die Folgen dieser Abkühlung für das Ökosystem der Antarktis berichtet.

Einige Klimaforscher vermuteten schon länger, dass die globale Erwärmung mit lokal sinkenden Temperaturen einhergehe, schreibt „Geo“ weiter. Am Nordpol werde das Eis dagegen dünner: Neue Untersuchungen des Meereisphysikers Christian Haas vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven zeigten, dass die Dicke des arktischen Eises in den vergangenen zehn Jahren um 20 Prozent abgenommen habe. Genauere Daten über Dicke und Ausbreitung des arktischen und antarktischen Eises solle ab 2004 der Forschungssatellit Cryo-Sat liefern.

In der vergangenen Woche hatten Forscher über den Abbruch einer Eisfläche der vierfachen Größe Hamburgs vom Larsen-Eisschelf und eines Eisberg von der Größe Mallorcas vom Thwaites-Gletscher am Südpol berichtet. Hierfür machen Wissenschaftler lokal gestiegene Temperaturen in der Westantarktis verantwortlich. dpa