Holzmanns lasche Prüfer

Kritische Aktionäre werfen Wirtschaftsprüfer der Firma KPMG vor, mit falschen Angaben des Baukonzerns gerechnet zu haben. Holzmann-Belegschaft ist verärgert über hohe Managerbezüge

aus Frankfurt/MainKLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Holzmann befindet sich im Existenzkampf, und der amtierende Aufsichtsratsvorsitzende und früherer Vorstandssprecher, der „Topsanierer“ Konrad Hinrichs, ist im Urlaub. Das sorgte gestern zusätzlich für böses Blut unter den knapp 25.000 Beschäftigten der Holzmann AG und ihrer Tochtergesellschaften im In- und Ausland. Die „Holzmänner“ werfen sowohl Hinrichs als auch den verbliebenen vier Vorstandsmitgliedern „Feigheit“ vor. Sie hätten sich davor gedrückt, vor der Belegschaft ihre Fehler einzugestehen, konstatierte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, Wilhelm Röll, der als Arbeitnehmervertreter auch im Aufsichtsrat des Konzerns saß.

Verärgert sind die (Noch-)Beschäftigten der Holzmann AG auch darüber, dass der Vorstand den Mitgliedern des höheren Managements Jahresgehälter von bis zu 800.000 Mark bewilligte, während die normalen Arbeiter und Angestellten zum Lohnverzicht gedrängt wurden und unentgeltlich Überstunden ableisten mussten. Wegen der Überstunden schuldet Holzmann den Beschäftigten pro Kopf bis zu 8.000 Euro. Die sollten ab 2006 ausgezahlt werden – wegen Insolvenz ein nicht einzuhaltendes Versprechen.

Unterdessen geriet das Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG mit Hauptsitz in Berlin ins Visier der kritischen Aktionäre. Nicht nur bei Holzmann habe KPMG immer wieder Jahresabschlüsse testiert, die auf falschen Firmenangaben beruhten. Bei Holzmann etwa seien Immobilien des Konzens bei der Bilanzerstellung durch den Vorstand viel zu hoch bewertet worden. KMPG habe das nicht erkannt „oder nicht erkennen wollen“, so der kritische Aktionär Eduard Bernhard zur taz. Die 2001 erforderlich gewordene Korrektur der Ansätze nach unten habe dann den tatsächlichen Bilanzverlust in Höhe von rund 240 Millionen Euro offenbart. Bei einer marktgerechten Bewertung der eigenen Immobilien schon im Jahre 2000 hätte Holzmann wegen Überschuldung den Gang zum Konkursgericht vielleicht bereits zwei Jahre früher antreten müssen, so Bernhard weiter.

Der Kleinaktionär wies auch darauf hin, dass die Wirtschaftsprüfer der KPMG schon die Bücher der „Bankrotteure“ Balsam und Dr. Jürgen Schneider geprüft und für „in Ordnung“ befunden hätten. Und auch die Bilanzen der gerade noch vor dem Zusammenbruch geretteten Metallgesellschaft (MG). Geradezu „blind gewesen“ seien die Wirtschaftsprüfer der KPMG wohl bei der Durchsicht der Bilanzen der Scheinfirma Flowtex; deren Boss „Big Manni“ Schmieder wurde wegen Betruges im großen Stil im Dezember 2001 zu mehr als zwölf Jahre Haft verurteilt.

Der Holzmann-Insolvenzverwalter Ottmar Hermann forderte die Banken gestern erneut auf, einen so genannten Massekredit zur Verfügung stellen. Nur so könne die Zerschlagung des Konzerns verhindert werden. Die rund 20 Gläubigerbanken haben dazu „im Prinzip“ ihre Bereitschaft erklärt. Massekredite werden im Insolvenzverfahren bevorzugt zurückerstattet.