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Kirchs neue Herren

Rupert Murdoch und Silvio Berlusconi werden künftig bei KirchMedia den Ton angeben. Leo Kirch zieht sich aus dem Unternehmen ganz zurück

BERLIN taz/dpa/ap ■ Künftig werden offenbar zwei ausländische Investoren bei der KirchMedia das Heft in der Hand haben: Rupert Murdoch und Silvio Berlusconi. Die Gläubigerbanken stehen dieser Lösung nicht im Weg, heißt es aus Finanzkreisen – doch wollten sie ihren Einfluss nicht ganz verlieren. KirchMedia ist der Kern der mit mindestens 6,5 Milliarden Euro verschuldeten KirchGruppe: Sie umfasst Pro7/Sat.1 sowie den Handel mit Filmen und Sportrechten.

Die operative Führung werde wohl Rupert Murdoch übernehmen, so die Süddeutsche Zeitung. Der australische Medienunternehmer bemüht sich schon seit gut zehn Jahren, in den deutschen Medienmarkt einzusteigen. Zeitweilig betrieb er tm3, der ursprünglich ein Frauensender war, für den er 1999 jedoch die Rechte an der Champions League einkaufte. Mit 22 Prozent ist er an Kirchs defizitärem Bezahlkanal Premiere beteiligt – jedoch verbunden mit der Option, diese Anteile wieder zurückzugeben, wenn bis Oktober die gesteckten Ziele nicht erreicht sind.

An der KirchMedia ist Murdoch mit 2,5 Prozent beteiligt, genauso wie der italienische Staatspräsident und Besitzer dreier TV-Sender, Silvio Berlusconi. Leo Kirch will sich aus der KirchMedia zwar vollständig zurückziehen. Einige Sahnestückchen will er sich jedoch noch sichern: Angeblich fordert er 70 Prozent der Erlöse aus dem Verkauf der TV-Rechte an der WM 2006 sowie eine Provision für die weltweite Übertragung.

Die öffentlich-rechtlichen Sender zeigten sich keineswegs erfreut über den Sturz des Leo Kirch. ZDF-Intendant Markus Schächter erklärte, es sei gut für das duale Fernsehsystem, wenn die KirchGruppe erhalten bleibe. Der stellvertretende ARD-Vorsitzende Peter Voß warnte vor einem Einstieg Murdochs. Es wäre bedauerlich, wenn „neben dem mächtigen und intakten Bertelsmann-Konzern nur die deutsche Filiale eines geschäftlich und politisch rücksichtslosen Tycoons übrig bliebe“. Kirch sei immer ein verlässlicher Partner gewesen. Der Pay-TV-Sender Premiere meldete indes, er werde von seinen Kunden für sein WM-Paket 35 Euro zusätzlich zur Monatsmiete verlangen, um einen Teil der Berichterstattung zu finanzieren. ALEXANDER KÜHN

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