Die Luft zum Tanzen bringen

■ Pädagogisches Ziel ist die Sensibilisierung des Körpers: Der Tänzer und Choreograph Saburo Teshigawara arbeitet auf Kampnagel mit Jugendlichen

Japans Starchoreograph und Tanzmagier Saburo Teshigawara unterrichtet einen Workshop auf Kampnagel – und Hamburgs TänzerInnen müssen leider draußen bleiben. Denn Teshigawara mag das in der Tanzszene weit verbreitete Workshop-Hopping nicht. Er will mit tänzerisch unverbildeten Leuten arbeiten. Daher startet das Saburo Teshigawara Education Project – kurz S.T.E.P. genannt – während des Festivals „feuer + flamme“ mit einer Werkstatt für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren. Vorgesehen ist ein Jahresprogramm mit regelmäßig stattfindenden Workshops, für die Saburo Teshigawara anreisen wird. So geschehen bisher 1997 in London und 2000 wieder in London und in Helsinki.

Da Teshigawaras Compagnie KARAS mittlerweile ihre europäische Basis in Hamburg hat, möchte der Choreograph sein Ausbildungsprojekt hier weiterführen. Denn neben seiner choreographischen und tänzerischen Arbeit interessiert ihr die Pädagogik besonders: „Es hat mich stets frustriert, was mir an zeitgenössischen Tanzausbildungen begegnet ist“, sagt Teshigawara. Er habe eine technische Methode entwickelt, die sowohl für europäische als auch für asiatische Körper funktioniere. Eine öffentliche Abschlussperformance ist Bestandteil des Projekts. „Vor anderen aufzutreten“, meint Teshigawara, „halte ich für unglaublich wichtig. Ich selbst würde nicht so tanzen, wie ich es tue, wenn es nicht für ein Publikum wäre.“

In seinem Tanz liegt auch die Faszination, die ihn weltweit zu einem der bemerkenswertesten Performer und Choreographen gemacht hat. Denn Teshigawara bringt sozusagen die Luft zum Tanzen. Im vergangenen Sommer hatte er das mit seiner Choreografie Absolute Zero im Hamburger Schauspielhaus wieder bewiesen.

Dabei ist „Choreographie“ ein zu enger Begriff, um das Universum aus Tanz, Klang, Licht und Raum dieses Tanzschöpfers zu beschreiben. Letztlich spricht Teshigawara von einem Tanz der Sinne. Und in sein letztes Londoner Ausbildungsprojekt schloss er sehbehinderte Darsteller ein. „Wie empfinden diese Menschen wohl den inneren Raum ihres Körpers?“ fragt er sich. Fragen, die jetzt auch das Pilotprojekt S.T.E.P./Hamburg auf Kampnagel begleiten werden. Pädagogisches Ziel ist vor allem die Sensibilisierung des Körpers.

Doch obwohl seine Philosophie um einen Tanz der Luft entrückt anmutet, sagt er doch, er sei „eine sehr realistische Person. Meine Methoden im Tanz sind sehr konkret und entspringen nicht allein meinen Gedanken.“ Genaue Beobachtung ist die Grundlage, um die Dinge in ihrer Einfachheit zu verstehen.

Zur Tradition hält der ehemalige klassische Tänzer heute respektvollen Abstand. Doch Disziplin und Konzentration verlangt sein Tanz allemal. Man darf gespannt sein, wie Hamburgs Schüler damit umgehen. In einem Jahr – wird man das Ergebnis sehen können.

Marga Wolff

S.T.E.P.: 2.-5. April, Kampnagel. Der Workshop ist nicsht öffentlich