Anwohner gegen Wegfahr-Fritten: Bitte hier nicht!

■ McDonald's will am Weserstadion ein Drive-In bauen und verspricht Investitionsmillionen

Eine Blechlawine von Hamburger-, Fritten- und Cola-Süchtigen befürchten die AnwohnerInnen rund um das Weserstadion in ihrem lauschigen Viertel: McDonald's will am Stadion ein Drive-In-Restaurant eröffnen. Dafür hat der Fastfood-Riese einen Mietvorschuss von 2,5 Millionen Euro in Aussicht gestellt – ein schöner Batzen von insgesamt rund 15 Millionen Euro Investitionen, die für die Umgestaltung der Stadion-Nordseite nötig sind. Doch jetzt formiert sich der Widerstand.

In einem offenen Brief an Bausenatorin Christine Wischer (SPD) haben die künftigen Nachbarn der Fastfood-Filiale ihre Bedenken formuliert und bereits 200 Unterschriften gegen das Drive-In gesammelt. Noch in der kommenden Woche sollen die Listen in Geschäften in Peterswerder ausliegen. Die Feinde von auto-mobilem Fastfood am Stadion hoffen auf rund 1.000 Gegenstimmen.

Das Hauptargument hat ihnen McDonald's selbst geliefert: Rund 1.000 Autos täglich, in Spitzenzeiten bis zu 200 stündlich, führen im Schnitt einen Drive-In an, will der Burger-Multi gezählt haben. Diese Zahlen wurden von Seiten der Stadionbetreiberin „Sport und Freizeit GmbH“ bei der vergangenen Beiratssitzung referiert. Und wo der de facto machtlose Beirat lediglich mit einer „Kenntnisnahme“ der Pläne die unterschiedliche Haltung seiner Mitglieder dokumentieren kann, da können die Anwohner richtig meckern. „Gastronomie heißt nicht Drive-In“, sagt Angelika Pensky, eine der Unterzeichnerinnen des offenen Briefs. Denn dass in dem geplanten Neubau an der Nordtribüne außer Büros und VIP-Bereichen auch „Gastronomie“ unterkommen soll, ist längst klar. Aber ein Drive-In sprenge die Grenzen des Erträglichen, finden die Anwohner. Autofahrer-Restaurants gebe es sonst nur in Gewerbegebieten oder an Autobahnen, argumentieren sie. Am schwersten aber wiege, dass das zuständige parlamentarische Gremium, die Baudeputation, bei ihrer Zustimmung zur Rahmenplanung nicht von so viel Verkehr ausgegangen sei, wie nun zu befürchten sei. Sprich, dass das McDonald's-Projekt ein senatorischer Alleingang ohne parlamentarische Zustimmung sei.

Die Deputierten indes sehen die Sache gelassen. Ein McDonald's ohne Drive-In wäre hier „sicherlich verträglicher“, sagt der SPD-Baupolitiker Carsten Sieling, aber darum geht es seiner Meinung nach gar nicht: „Entscheidend ist doch, dass sich das verkehrlich darstellen lässt.“ Und hier warte man auf ein Konzept, das den Verkehr so organisiert, „dass das Erholungsgebiet ums Weserstadion herum weiter zur Verfügung steht und weiter entwickelt wird.“

Sein CDU-Kollege Helmut Pflugradt findet es „verständlich, dass sich die Anwohner Sorgen machen“, glaubt aber ansonsten nicht an den Riesen-Run auf die mitnehmbaren Burger, ebensowenig an die Rettung durch ein Verkehrskonzept – „davon darf man sich nicht zuviel versprechen“ – und kann ansonsten nur mit den Schultern zucken: „Ich halte den McDonald's für verkraftbar.“

Im Ressort betont man, die Sache sei erst im „Bauantragsverfahren“, man prüfe also noch, bevor der potente Burger-King grünes Licht bekomme. Aber, so sagt Enno Keune vom Stadtplanungsamt, „es wäre sicherlich eine Hypothek, wollte man das ablehnen.“

Susanne Gieffers