Gipfel der Rivalität

Das Fernbleiben wichtiger Staatschefs auf dem Beiruter Gipfel ist auch Ausdruck innerarabischer Konkurrenz. Und eine Ohrfeige für die USA

KAIRO/WASHINGTON afp/dpa ■ Der Gipfel der Arabischen Liga in Beirut ist vor allem ein Gipfel der Eitelkeiten. Dem Treffen um einen Frieden im Nahen Osten blieb ausgerechnet der ägyptische Staatschef Hosni Mubarak fern. Die Absage sei aus Solidarität mit dem ebenfalls abwesenden Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat erfolgt, erklärte Mubarak. Der wahre Grund liege jedoch in Differenzen über die saudi-arabische Friedensinitiative, erklärt der ägyptische Experte Salam Achmed Salama. Kairo und Riad konkurrieren um die Führerschaft in der arabischen Welt.

Seit Mitte Februar redet die Weltöffentlichkeit nur noch von der Nahost-Friedensinitiative des saudi-arabischen Kronprinzen Abdullah Ben Abdel Asis. Mubarak sei nicht erfreut gewesen, dessen Alleingang aus der Presse erfahren zu müssen, hieß es aus libanesischen Regierungskreisen. Riad nehme schon die Rolle des größten Geldgebers der Region ein – da müsse Ägypten wenigstens seine politische Führungsrolle aufrechterhalten. Mubarak riskiert also lieber das Scheitern der saudi-arabischen Initiative, als mit seiner Teilnahme in Beirut zum Erfolg des Konkurrenten beizutragen.

Die USA reagierten überrascht auf die Schwierigkeiten des Beiruter Gipfels und das Scheitern ihrer bisher massivsten Vermittlungsbemühungen. Nach dem ersten Schock begannen sie mit einer Strategie der Schadensbegrenzung. Es sei nicht so entscheidend, ob Arafat und Mubarak dabei seien oder nicht. Präsident Bush hoffe, dass es auf dem Gipfeltreffen mehr um die Friedenssuche und weniger um die Teilnehmerliste gehe, hieß es.

Der frühere US-Botschafter in Israel, Martin Indyk, mutmaßte, die Misserfolge der US-Diplomatie könnten damit zusammenhängen, dass sowohl Israelis als auch Palästinenser an der Ernsthaftigkeit der US-Absichten zweifelten. Beide Seiten seien nicht überzeugt, dass die USA auf Kurs blieben. Deshalb könnten sie zu der Auffassung kommen, sie müssten Washington nicht ernst nehmen. Damit stützt Indyk die Theorie von Beobachtern, die meinen, dass sich die USA nur um Frieden bemühen, um den Rücken für einen Militärschlag im Irak frei zu haben.