Der Krieg um Palästina eskaliert

Israel weitet militärische Besetzung des Westjordanlandes aus und isoliert Palästinenserpräsident Arafat in seinem Büro völlig. Bei drei palästinensischen Selbstmordattentaten sterben 16 Menschen. UN-Resolution zum Ende der Gewalt verhallt ungehört

JERUSALEM/BERLIN afp/dpa/taz ■ Eine Resolution des UN-Sicherheitsrats zum Abzug der israelischen Armee aus Ramallah und zum sofortigen Stopp aller Gewaltakte im Nahen Osten ist ungehört verhallt: Nach drei palästinensischen Selbstmordanschlägen mit 16 Toten und zahlreichen Verletzten erklärte der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon am Sonntag „den Krieg gegen den Terrorismus“. Das Büro von Palästinenserpräsident Jassir Arafat wurde von der israelischen Armee vollständig isoliert: Es gebe dort weder Wasser noch Strom noch Telefon, berichtete ein palästinensischer Vertreter. Etwa vierzig ausländische Aktivisten wollten einen „Schutzschild“ um Arafat bilden, 13 von ihnen wurden festgenommen. Vor dem Gebäude kam es immer wieder zu Gefechten.

Vertreter der EU, Russlands, der USA und der UN trafen gestern mit Israels Außenminister Peres zusammen. Geplant ist auch eine Begegnung mit Arafat.

Das israelische Sicherheitskabinett ordnete eine Ausweitung der Militäraktionen an. Am Sonntagabend rückte die Armee in Kalkilia im Westjordanland ein. Auch rund um Bethlehem wurden Truppen zusammengezogen. Fünf Ausländer wurden bei einer Demonstration in Beit Dschala durch Splitter verletzt. In Ramallah wurden seit Freitag etwa 500 Palästinenser festgenommen, sagte ein Militärsprecher. Zehn seien als „Terroristen“ gesucht worden. Nach palästinensischen Angaben starben am Sonntag dreißig palästinensische Sicherheitskräfte. Palästinenser brachten elf angebliche Kollaborateure Israels um.

Palästinenser verübten in zwei Tagen drei Selbstmordanschläge. Mindestens 24 Menschen wurden in einem Café in Tel Aviv verletzt. In einem arabisch-israelischen Restaurant in Haifa starben am Sonntag 16 Israelis, 35 wurden verletzt. In der jüdischen Siedlung Efrat wurden sieben Israelis verletzt. KLH