Ratzinger thematisiert Papst-Nachfolge

Der oberste Glaubenshüter des Vatikans diskutiert Arbeitsvermögen des Papstesund hält einen Nachfolger aus Afrika oder Lateinamerika für ein „schönes Zeichen“

ROM taz ■ Der Chef der Glaubenskongregation im Vatikan, Joseph Kardinal Ratzinger, hat mit einem Interview die Diskussion um die Nachfolge des schwer kranken Papst Johannes Paul II. angeheizt: In der Welt erklärte der oberste Glaubenshüter der katholischen Kirche, er treffe den Papst „manchmal sehr müde“ an. Der Pontifex Maximus lege sich ein „vielleicht zu großes“ Arbeitspensum auf. Gleichwohl halte Karol Wojtyla die „wesentlichen Fäden“ noch in den Händen und treffe die „wesentlichen Entscheidungen“ persönlich. Diese zweideutigen Sätze sind umso ungewöhnlicher, da es unter Kurienkardinälen als Tabubruch gilt, Gesundheit und Arbeitsvermögen des Papstes überhaupt zu thematisieren. Noch vor zwei Jahren war der damalige Bischof von Mainz, Karl Lehmann, wegen ähnlicher Äußerungen stark kritisiert worden.

Ratzinger betonte zugleich, er halte es für „prinzipiell durchaus möglich“ und ein „schönes Zeichen“, wenn der Nachfolger von Johannes Paul II. aus Afrika oder Lateinamerika käme. Allerdings gebe es im Westen „trotz aller Beteuerungen, dass man gegen Rassismus sei, noch immer große Vorbehalte gegenüber der Dritten Welt“. GES

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