■ Moneta
: Erben ist schwer

Eine riesige Welle bewegt sich auf uns zu. Eine, deren Wucht die einen zu erdrücken droht, während die anderen neidisch am Rande stehen und sich wünschten, wenigstens eine Brise abzubekommen. Die Erbschaftswelle rollt an. Betrug das durchschnittliche Volumen 1980 pro Erbfall noch 85.000,- DM, so wird es im Jahr 2010 auf 290.000,- Euro (!) angestiegen sein. Dank ihrer längeren Lebenserwartung sind Frauen am häufigsten davon betroffen. Dank?

„Hilfe, ich habe geerbt!“ So oder ähnlich ist nicht selten die Reaktion gerade von Frauen, wenn sie - noch dazu unvorbereitet - mit größeren Erbschaften konfrontiert werden. Häufig wird nämlich ein solcher Geldregen von mehr oder weniger schweren Konflikten begleitet. Das Geld nicht selbst „verdient“ zu haben und anderen gegenüber im Vorteil zu sein kann Grund für ein schlechtes Gewissen sein. Kommt das Geld zu allem Überfluss vom eigenen Lebenspartner oder von den Eltern, muss der für viele mühsame Prozess der Anlageentscheidung inmitten der Trauerphase getroffen werden. Muss?

Niemand sollte sich unter Druck setzen oder setzen lassen. In Zeiten psychischer Belastung sollte man keine Anlageentscheidungen treffen. Nichts spricht dagegen, das ganze Geld zunächst z.B. auf einen Geldmarktfonds oder ein Tagesgeldkonto zu befördern. Dort liegt es nicht nur auf Nummer sicher, sondern ist auch täglich wieder verfügbar. Nach ausführlichen Gesprächen über die Rolle, die dieses Geld für Sie spielen kann und soll, werden Sie sukzessive die langfristig sinnvollen Entscheidungen treffen.

Dann aber ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich ein ganz anderes Problem wie eine Nebelschwade in Ihrem Leben breit macht: Männer haben noch nicht gelernt, mit vermögenden Frauen an ihrer Seite zu leben. Noch immer wird die Rolle, die Geld in unseren Beziehungen spielt, unterschätzt. Spätestens im Erbfall wird es deutlich. Susanne Kazemieh

Die Kolumnistin ist Finanzmaklerin und Gründerin der FrauenFinanzGruppe, Grindelallee 176, 20144 HH, Tel.: 4142 6667, Fax: 4142 6668info@frauenfinanzgruppe.dewww.frauenfinanzgruppe.de