Neue Partei gründet

Der frühere Exilregierungschef des Kosovo, Bujar Bukoshi, will bei den nächsten Wahlen im Kosovo antreten

SPLIT taz ■ Bujar Bukoshi, Expremier des albanischen Schattenstaates im Kosovo, hat eine neue Partei gegründet, die „Neue Partei für Kosova“ (Prek). Der ehemalige Mitstreiter von Ibrahim Rugova und Mitglied der „Demokratischen Liga Kosova“ könnte damit die innenpolitischen Verhältnisse im Kosovo verändern. Denn ihm und seiner Partei ist zuzutrauen, bei den nächsten Wahlen – im Herbst stehen Gemeindewahlen an – große Unterstützung in der Bevölkerung zu erhalten. Der 55-jährige Arzt, der seit Beginn der 90er-Jahre in Deutschland lebte und von Bonn aus die Exilregierung führte, gilt als pragmatische Persönlichkeit, die es ernst meint mit der Demokratisierung und dem Aufbau eines Rechtsstaates im Kosovo.

Die Risse zwischen Bukoshi und dem aus den Wahlen vom November 2001 hervorgegangenen Präsidenten Ibrahim Rugova zeigten sich schon vor Jahren. Bukoshi warf Rugova vor, zu „passiv“ zu sein und nur nach dem Präsidentenposten zu streben. Auch im Krieges 1998/99 kritisierte er Rugova und die ihn umgebenden „Speichellecker“.

Von der ehemaligen UCK erhielt Bukoshi mehrmals Todesdrohungen. Denn Bukoshi, der die „Steuereinnahmen“ der Exilalbaner verwaltete, weigerte sich, die UCK bedingungslos zu finanzieren. Er forderte demokratische Kontrollmechanismen und dass die UCK einer neuen Exilregierung unterstellt werde. Als die UCK ablehnte, gründete er die Fark, eine bewaffnete Formation, die von Albanien aus operierte. Als ab 1999 beide Formationen unter einem Oberkommando zusammenarbeiteten, gab er Geld an die UCK frei.

Dennoch ist er bis heute für Hardliner der ehemaligen UCK ein „Verräter“. Das hat aber sein Ansehen in der Bevölkerung nicht trüben können. Er verzichtete dennoch darauf, sich vor den Wahlen ins Rampenlicht zu stellen. Er gründete nach dem Krieg eine Hilfsorganisation, die einen Teil der verbliebenen „Steuergelder“ zum Wiederaufbau verwendete. Und er sammelte Menschen um sich, die die Modernisierung Kosovos anstreben.

Mit der neuen Partei erstrebe er nicht „Masse, sondern Qualität“, sagte er kürzlich und: „Korruption und Kriminalität schaden den Albanern am meisten selbst.“ Die Minderheiten müssten Rechtssicherheit erhalten und die internationale Gemeinschaft die Hindernisse für die Wirtschaftsentwicklung beseitigen, die sich aus der ungelösten Statusfrage des Kosovo ergeben. Er wünsche sich normale Beziehungen zu Serbien. Dies liege in der „Hand der Serben selbst.“ ERICH RATHFELDER