Kaum realistisch

betr.: „Eigenlob stimmt“ (Umweltbericht der Regierung preist Atomausstieg, Klima- und Naturschutz. Verbände: Gute Arbeit, dunkle Flecken), taz vom 28. 3. 02

Im Artikel ist zu lesen, Umweltminister Jürgen Trittin hätte erläutert, beim Klimaschutz habe Deutschland mit 18,7 Prozent weniger CO2 bereits 80 Prozent seiner Kioto-Verpflichtung erreicht. Wenn er das wirklich so gesagt hat, ist dies falsch.

Laut DIW hat die Bundesrepublik im Jahr 2001 noch 854,3 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen. Im Basisjahr 1990 waren es 987,2 Millionen Tonnen. Damit haben wir nur 13,5 Prozent weniger als 1990.

Der Wert von 18,7 Prozent umfasst auch die anderen Kioto-Klimagase, die jedoch nicht Bestandteil der deutschen Selbstverpflichtung sind. Eventuell ist dieser Wert auch temperaturbereinigt und die Einsparung fällt dadurch noch einmal etwas höher aus, als es die absoluten Werte hergeben.

Interesssant ist vielleicht auch, dass wir das nationale Klimaschutzziel von 25 Prozent bis 2005 kaum mehr erreichen werden. Die CO2-Emissionen steigen nun schon das zweite Jahr hintereinander an.

Vom gesamten Rückgang bis 1999 entfielen in Deutschland drei Viertel auf die ersten drei Jahre nach der Wende – der Osteffekt. Seit 1993 wurden durchschnittlich nur vier Millionen Tonnen im Jahr eingespart. Wir benötigen aber für die verbleibende Zeit jährlich 25 Millionen Tonnen. Wir müssten also das Tempo der Einsparungen versechsfachen. Dies scheint kaum realistisch.

UWE WITT, Berlin