Blitzartig abgeschafft

Protest gegen Schließung der Fachoberschulen: Eltern wollen klagen, Schüler und Lehrer demonstrieren  ■ Von Sandra Wilsdorf

Hanadi Ab del Aal will „was mit Mode machen“. Modejournalistin, Modemarketing, Design oder so. Weil man dafür mindestens das Fachabitur braucht, war die Schülerin der 10.Klasse der Max-Brauer-Gesamtschule „total glücklich“ als sie erfuhr, dass sie an der Fachoberschule (FOS) in zwei Jahren ein Fachabitur Bekleidung machen könnte. Vor über einem Jahr hatte sie sich für diesen Weg entschieden, im Februar an der entsprechenden Schule angemeldet und sich einen Praktikumsplatz besorgt – in der FOS sind zwei Tage die Woche Unterricht, drei Tage verbringen die SchülerInnen in Betrieben. Im März erhielt Hanadi Ab del Aal dann die Nachricht, dass die FOS geschlossen werden sollen und sie sich einen Ausbildungsplatz suchen solle.

„Ich bin total verzweifelt“, sagt sie. Was für einen Ausbildungsplatz? „In meinem Bereich gibt es doch nichts. Und überhaupt sind die guten Ausbildungsplätze jetzt längst vergeben.“ Der geradlinig gedachte Weg, der nach zwei Jahren FOS an eine Fachhochschule führen sollte, wird nun im besten Falle doppelt so lange dauern: Selbst wenn sie noch eine Lehrstelle findet, muss sie nach drei Jahren Ausbildung noch eine einjährige FOS besuchen, bevor sie studieren kann. Ihre Eltern wollen dagegen klagen.

„Das können wir nur allen Eltern raten“, sagt Holger Gisch vom Vorstand der Hamburger Elternkammer. Denn etwa 800 Jugendlichen hat Schulsenator Rudolf Lange (FDP) mit seinem Beschluss die Pläne durchkreuzt. Begründet hat er den mit einem Angebot von 1000 freien Ausbildungsplätzen.

Ob die existieren, scheint fraglich: Am 22. März hat Hubert Grimm, Geschäftsführer der Hamburger Handwerkskammer,seinen Mitgliedern per Brief von der Änderung berichtet, die übrigens „nicht im Vorwege mit unserer Handelskammer abgestimmt“ wurde, und bittet sie, zu prüfen, ob sie nicht zusätzliche Lehrstellen für den kommenden August bereitstellen könnten.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat außerdem ausgerechnet, dass wohl ein Kostenfaktor ist, was als Sparmaßnahme gedacht war: Denn weil ein Fachoberschüler nur zwei Tage die Woche zur Schule gehe, koste er 14 Lehrerwochenstunden, 16 wären es bei einer dualen Ausbildung und sogar 38, würde er das Aufbaugymnasium besuchen.

Die Schulbehörde will sich an diesen Rechnungen nicht beteiligen. Sprecher Hendrik Lange sagt: „Wir haben festgestellt, dass die meisten nach der FOS eine Ausbildung machen.“

Und dieser Umweg sei in Zeiten, in denen es viele offene Stellen gebe, nicht nötig. „Wir ziehen uns allerdings den Schuh an, dass die Entscheidung in der laufenden Anmelderunde kam und damit vielleicht etwas kurzfristig.“

GEW und SchülerInnenkammer rufen für morgen zu einer Demo gegen die Schließungen auf. Treffpunkt: Alterglacis, Ecke Alsterufer/Kennedybrücke, 13.30 Uhr