vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

RTL hat es vorgemacht: Wir alle können Popstars werden und „Casting“ heißt das Zauberwort. Auch Petra, Lilly und Maren wollen zum Fernsehen und melden sich zum Casting für die neue Trend-Fashion-Music-Show. Ein aasiger Regisseur hetzt die Mädchen gegeneinander. Aber weil Lutz Hübners Jugendstück „Creeps“ im Grips-Theater aufgeführt wird, nehmen wir mal an, dass die Mädels charakterlich Format beweisen (ab Donnerstag). Weniger schön geht es bei einem anderen Casting zu. Denn was kann das schon für eine Veranstaltung sein, wenn man auch noch Geld zahlen muss, um daran teilzunehmen. Genau das haben die drei kaum bekleideten jungen Frauen getan, denen wir in Alexander Galins Stück „Casting“ dabei zusehen können, wie sie ihre Haut zu Markte tragen. Jetzt ist der Kommunismus untergegangen, und der Kapitalismus ist wirklich so fies, wie sein Ruf. Am Deutschen Theater inszeniert Konstanze Lauterbach das bittere postsowjetische Drama als deutsche Erstaufführung (Premiere Sonntag, 20 Uhr). „Oczyszczeni“ ist polnisch und bedeutet soviel wie „Gesäubert“, was wiederum der Titel eines Stückes ist, das einst Sarah Kane berühmt machte. Im Hebbel Theater ist jetzt eine viel gerühmte Produktion des Warschauer „Teatr Rozmaitosci“ zu Gast, dessen Regisseur Krzysztof Warlikowski den Text mit gesungenen Passagen aus Kanes nachgelassenem Stück „4.48 Psychose“ ergänzt (ab Sonntag). Dem Kürzel OmU begegnen wir sonst nur im Kino. Nun heißt auch mal ein Theaterstück so. Alvaro Garcia de Zúnigas Theatre Impossible befasst sich mit den sprachlichen Nöten von Migranten, denen im Alltag selten eine Untertitelspur zur Verfügung steht. So bleibt der Körper, und schon Charlie Chaplin hat gezeigt, dass dessen verdrehte Rhetorik etwas wunderbar Komisches ist (ab Mittwoch, Sophiensaele).

Anregungen: vorlauf@taz.deMorgen kommt Kunst