Schlüssige Dramaturgie

■ Stimmungsvoller Jazz-Montagabend: Silje Nergaard im Mojo

Einfach schön war der Abend, den die norwegische Jazzsängerin am vergangenen Montag mit ihrem akustischen Trio den Zuschauern bereitete. Dabei tat sie das, was sie auf ihrer aktuellen CD At First Light auch tut: Von relaxten, aber mitreißenden Midtempo-Jazznummern ausgehend, folgte sie über Ausflüge in Songwriting und Downtempo bis zur abschließenden Ballade einer schlüssigen Dramaturgie. Als sie ihr Set mit der elegisch-schönen Eigenkomposition „Japanese Blue“ beendete, hatte sie das Publikum dann auch zur Gänze für sich eingenommen. Alles stimmte irgendwie: Ort, Sound und die routinierte, aber von ehrlicher Begeisterung getragene Show.

Das vornehmlich in rot getauchte Mojo erwies sich übrigens als der vielleicht stimmungsvollste Club Hamburgs für Jazzveranstaltungen, in dem der klassische Piano-trio-Sound von Nergaards Band bestens aufgehoben war. Zuweilen, wenn bekannte Jazzsongs, so genannte Standards wie „How High The Moon“ oder „Let There Be Love“ erklangen, fühlte man sich fast in jene Zeit versetzt, als Jazz noch populäre Tanzmusik war.

Dazu passte auch das Erscheinungsbild des in dunklen Anzügen auftretenden Trios, das dezent hinter der im Mittelpunkt stehenden Sängerin agierte. Nergaard strahlte indes nicht nur aufgrund ihrer weißen Designerkleidung, sondern überhaupt: Bis in die letzte Reihe war sie mit ihrer Musikalität und ihrem freundlichen Charme präsent. Die ein oder andere Ansage in erinnertem Schuldeutsch tat ein Übriges. Vor allem aber war es ihr Gesang, der bezauberte. Mit ihrer Stimme vermochte Nergaard die Gefühlslagen und Textinhalte ihrer Songs auch live angemessen umzusetzen. Liebe klang bei ihr jugendlich, Trauer wusste um einen Neuanfang und Selbstbewusstsein äußerte sich fast trotzig. Ach ja, und mit Tord Gustavsen (Piano), Harald Johnsen (Bass) und Jarle Ves-pestad (Drums) standen ihr zudem drei tolle europäische Jazzer zur Seite. Was will man mehr?

Gerd Bauder