Jenny und Henning schlagen Wellen

■ Mit Ammoniten an Bord: Das von Bremern konzipierte „Geoschiff“ steuert ab heute durch Deutschland

Das Binnenschiff MS „Jenny“ trägt eine seltsame Fracht. Den 600 Quadratmeter großen Stauraum teilen Trennwände mit Bildern von Unterwasser-Gebirgsketten, bistrotischplattengroße Ammoniten liegen in Schaukästen und Robotermodelle hängen an der blau lackierten Bordwand. Für das „Jahr der Geowissenschaften“ suchten das Bremer „Zentrum für Marine Umweltwissenschaften“ MARUM und norddeutsche Geowissenschaftler einen Ort, um ihre Ausstellung „Abenteuer Meeresforschung“ zu präsentieren. Und fanden „Jenny“, ein 105 Meter langes und 9 Meter breites Binnenschiff. „Jenny“ ist 13 Jahre alt und transportierte früher Kies und Erz von Rotterdam nach Linz. Jüngst beherbergte sie eine Fotoausstellung, vor allem aber ist das sogenannte „Geoschiff“ mobil. So wird die Ausstellung, die heute in Potsdam mit Bürgermeister Henning Scherf und „Jugend forscht“-Preisträgern eröffnet wird, die nächsten fünf Monate auf Elbe und Rhein, Mosel und Main, auf dem Mittellandkanal und der Donau tuckern.

In 65 Städten wird die schwimmende Ausstellungsplattform Interessierte an Bord bitten, um in die Welt des Wassers einzutauchen. „Es soll der Eindruck entstehen, an einer Expedition teilzunehmen“, sagt Initiator Gerold Wefer von der Universität Bremen. Der Meeresbiologe möchte eine Brücke schlagen zwischen Wissenschaft und Normalverbraucher. Und zwar, indem er Forschung „spielerisch vermittelt, nicht damit bombardiert“.

Wenn sich vor dem geneigten Besucher der Fußboden bewegt und die Kontinente in ihrer Anordnung von vor 200 Millionen Jahren erscheinen – „das macht Eindruck“, sagt Wefer. In der Spielecke können die Kleinen alle Kontinente zur Einheit puzzeln. Wer mehr wissen will, soll sich im Bootbauch an Computerterminals schlauklicken können. Außerdem soll der Besucher per Ausstellung erfahren, wie Roboter die dunklen Tiefen des Ozeans ausleuchten.

Damit der Kapitän von „Jenny“ nicht selbst die Ursachen eines Vulkanausbruches skizzieren muss, zählen vier Wissenschaftler und Studenten als „Geo-Lotsen“ zur ständigen Besatzung des Schiffs. Vorher mussten die Forscher ganz andere Herausforderungen bewältigen: Eigenhändig verlegten sie den grauen Filzboden, bauten und schraubten noch, als „Jenny“ am Samstag von Hannover gen Potsdam schipperte.

Auf seiner großen Fahrt soll der Frachter als Botschafter des Wissenschaftsstandortes Bremen dienen, so Wefer. Die Stadt trägt einen Teil des 700.000 Euro teuren Projektes. Hiesige Gewässer erreicht „Jenny“ jedoch erst am 12. Juni. Daniel Toedt