Klopf, klopf, Klopp

Der FSV Mainz 05 pocht vehement an die Pforte der Bundesliga. Beim Kleinstklub aus Rheinland-Pfalz, derzeit Zweitligazweiter, weiß man ganz genau, wem man dieses Wunder zu verdanken hat

aus Mainz TOBIAS SCHÄCHTER

Für Jürgen Klopp war es das Schönste an diesem Abend: ein 0:0 seines FSV Mainz 05 gegen Eintracht Frankfurt rechtfertigen zu müssen. Der Mann strahlte wie ein Junge, dem ein ganz besonderer Streich gelungen war – und das, obwohl der Kick an Grauslichkeit kaum mehr zu überbieten war. Rechtfertigen musste sich der Mainzer Trainer dann auch prompt dafür, dass seine Elf so gerumpelt hatte wie selten zuvor in dieser Runde – und dass sie zwei Punkte auf die direkten Konkurrenten im Kampf um den Aufstieg, auf Bielefeld und Fürth also, verloren hatte. Andererseits, und das war es, was Klopp so Freude bereitete: Der FSV 05 steht nach wie vor auf Platz zwei, während die große Eintracht im Mittelfeld herumdümpelt.

Der Kleinstklub aus Mainz ist fest gewillt, die einmalige Chance, erstmals in der Vereinsgeschichte in Liga eins aufzurücken, zu nutzen. Denn nur mal so oben mitspielen in Liga zwei, das ist nicht die Sache der Mainzer Macher. „Dafür sind wir einfach zu weit gekommen“, sagt Manager Christian Heidel und spricht dem ganzen Umfeld aus der Seele: „Wir können uns in dieser Saison einen Traum erfüllen.“

Der Mann, der aus einem ewigen Abstiegskämpfer eine Mannschaft geformt hat, die nun an die Bundesligapforte klopft, ist 34 Jahre alt und heißt Jürgen Klopp. Dem ehemaligen Profi schrieben sie im Februar letzten Jahres die Fähigkeit zu, das wieder einmal tief im Abstiegsschlamassel steckende Mainzer Schiff flottmachen zu können. René Vandereycken musste gehen, Klopp übernahm das Steuer –drei Monate später war der Klassenerhalt gesichert.

Der 34-Jährige sieht in der damaligen Siegesserie noch heute den Grundstein für den derzeitigen Erfolg. „Die Spieler sind zu einer Einheit gewachsen“, sagt er. Klopp kreierte ein Spielsystem, das, dem jeweiligen Spielverlauf angepasst, blitzschnell von 4-4-2 auf 4-4-3 umgestellt werden kann. Andererseits weiß er, dass „Systemsicherheit alleine nicht genügt“. Leidenschaft zu zeigen, Siege mehr zu wollen als der Gegner, ist für ihn deshalb der eigentliche Schlüssel zum Erfolg.

Mit Manuel Friedrich und Marcus Schuler von den eigenen Amateuren bastelte sich Klopp zwei Stammspieler in sein Ensemble, für die ein Aufstieg mit Mainz der Höhepunkt ihrer Karriere wäre. Der 22-jährige Friedrich zählt regelmäßig zu den Besten. Wenn der 190 Zentimeter große Schlacks mit langen Schritten und wie ein Dreispringer in den gegnerischen Strafraum hüpft, wird es meist gefährlich für des Gegners Kasten, mit acht Treffern ist Friedrich jedenfalls der torgefährlichste Abwehrspieler der Liga. Und da sich so etwas schnell herumspricht in der Branche, steht schon Manchester City, der frisch gebackene Premier-League-Aufsteiger, parat und will Friedrich mit angeblich 3,5 Millionen Euro aus seinem bis 2004 laufenden Vertrag herauskaufen.

Eine Summe, die bei einem Verbleib in Liga zwei fast die Hälfte des 7,5-Millionen-Euro-Etats decken würde. Für die Bundesliga plant 05-Manager Heidel mit einem Volumen von 18,5 Millionen Euro. Und obwohl davon rund 10 Millionen mit Fernsehgeldern abgedeckt sind – so jedenfalls sieht es der Finanzplan vor –, macht die Kirch-Pleite Heidel keine Angst: Auch mit reduzierten TV-Geldern sieht er seinen Klub in der Lage, „die Bundesliga ohne wirtschaftliches Risiko zu stemmen“.

Faustpfand dafür soll das neue Stadion sein. Für 10,2 Millionen Euro entsteht nach der Saison eine neue, 22.000 Zuschauer fassende Arena, an deren Bau der Klub mit vier Millionen Eigenkapital beteiligt ist. „Durch die höheren Werbeeinnahmen in der Bundesliga und dem Mehr an Werbefläche vervierfachen sich unsere Einkünfte aus der Stadionvermarktung“, rechnet Heidel vor.

Was Neuzugänge angeht, hält man sich in der entscheidenden Phase der Meisterschaft mit Namen noch zurück, schon um die aktuelle Mannschaft nicht zu verunsichern. Ohnehin sind die Leistungsträger gebunden, mit „fünf, sechs Jungs, die reinpassen und nicht unbedingt 200 Bundesligaspiele auf dem Buckel haben“, will der Manager die Null-Fünfer zudem für die Bundesliga verstärken. Dort werden die Gegner nicht mehr Eintracht Frankfurt heißen. Welch ein Streich!