Wer geht Pleite?

Einige TV-Sender aus dem Reiche Kirch bangen um ihre Existenz. Axel Springer Verlag in heftigen Verhandlungen

BERLIN/MÜNCHEN taz/dpa ■ Einen Tag nach der Insolvenz der KirchMedia ist klar, dass die Auswirkungen auf die Fernsehbranche erheblich sein werden – aber noch nicht, wen es am schlimmsten trifft. Immerhin kam die von manchen schnell erwartete Folge-Insolvenz der Bezahlfernsehtochter Kirch Pay TV samt deren Tochterfirma Premiere gestern noch nicht.

Gezittert wird nicht nur bei den zur ProSiebenSat.1 Media gehörigen großen Fernsehsendern, sondern vor allem beim zu Kirch gehörigen Ballungsraum-TV in München, Hamburg und Berlin sowie den so genannten Drittanbietern auf der Plattform von Premiere World. Große Unternehmen wie Vivendi Universal, Disney, Discovery, Multithematique oder Fox Kids haben bislang ein gutes Leben im Schoß der Kirch-Familie geführt, denn die meisten von ihnen haben pro Premiere-Abonnent monatlich rund 50 Cent „Gebühr“ kassiert und hatten damit ein fest kalkulierbares Budget.

Diese Zeiten sind vorbei. Alle rechnen mit sinkenden Einnahmen, da neue Gesellschafter zwar nicht auf Subanbieter verzichten, aber die Preisschraube anziehen werden.

In heftigen Verhandlungen mit den jetzigen Entscheidern bei den Banken steht der Axel Springer Verlag. Die Hamburger Gruppe verhandelt mit den Kirch- Sanierern über seine Verkaufsoption für die Anteile an der Kirch-Senderfamilie ProSiebenSat.1 im Wert von 767 Millione Euro. Springer würde die Option eventuell in eine stärkere Beteiligung am Kirch’schen Reich umwandeln. „Aber wir sind nicht bereit, um jeden Preis einzusteigen“, hieß es gestern.

Zugleich ist offen, wer Leo Kirchs Anteil in Höhe von 40 Prozent am Springer Verlag übernimmt. „Niemand will die WAZ-Gruppe“, verlautete aus Springer-Kreisen. Bei Springer wird der Einstieg einer Bank favorisiert. „Wir sind strikt gegen einen strategischen Medieninvestor“, hieß es. REM