„Liebe taz...“ Schießbuden-Feeling

Betr.: “Soldaten löchern“, taz Bremen vom 9.4., S. 22.

Haubitzen und Panzer im Mai auf der Bremer Bürgerweide stellen einen merkwürdigen Gegensatz zum bunten Treiben der Osterwiese dar. Sicherlich gibt es erfrischendere Anblicke als Waffen inmitten unserer zivilen Gesellschaft. Aber anders als in der Vergangenheit kann die Bundeswehr nicht mehr mit einem gewissen “Schießbuden-Feeling“ auf friedlichen Truppenübungsplätzen werben.

Ihre Mission ist real, gefährlich und leider notwendig. Dass im Kosovo eingesetzte Soldaten die Ausstellung “Unser Heer“ begleiten, schärft den Blick der zivilen Gesellschaft und möglicher BewerberInnen für den Soldatenberuf für die neue und verantwortungsvolle Aufgabe der Bundeswehr: Ihre Panzer und Waffen dienen dem Schutz von Menschen, deren Leib und Leben bedroht ist.

Anschauliche Beispiele gibt es in Ex-Jugoslawien und in Afghanistan zur genüge. Wenn vor diesem realen Hintergrund mancher längst vergangenen ideologischen Scharmützeln aus den 80er Jahren hinterhertrauert, ist das in meinen Augen pure Häme gegenüber denen, die ohne den Schutz von Bundeswehrsoldaten gemordet, vergewaltigt und verschleppt werden würden.

Kurz: Wer den Beitrag der Bundeswehr zum Schutz bedrohter Menschen leugnet, der opfert menschliche Schicksale seiner eigenen antiquierten Ideologie. Das Anliegen der Friedensbewegung und ihrer Aktivisten ist ja völlig richig. Nichts ist schlimmer, als Menschen mit Waffen zu bedrohen, nichts perverser, als die Androhung von Gewalt zum Schutz Bedrohter zu nutzen. Was aber, wenn untätiges Zuschauen die einzige Alternative ist? Srebrenitza sollte uns eine Lehre sein. Ich wünsche mir eine kritische, sachliche und faire Auseinandersetzung mit der Bundeswehr, ihren Aufgaben und ihren Angehörigen. Mit kritischem Gruß

Roland Bösker, Hauptmann der Reserve