„Ein einmaliges, hervorragendes Projekt“

Kleine taz-Serie über die Auswirkungen der Kirch-Pleite auf den Nicht-Fußball-Sport. Heute: Warum sich der Basketball, der seit eineinhalb Jahren voll auf Kirch gesetzt hat, seine Zuversicht auch in schweren Zeiten bewahrt

Otto Reintjes sparte nicht mit mächtigen Worten, als er im Oktober 2000 den neuen Fernsehvertrag der Basketball-Bundesliga (BBL) mit der zur Kirch Media GmbH gehörenden Taurus-Sport präsentierte. „Eine historische Chance“ sei das, nun müsse man lernen, „groß zu denken“.

Kritikern, die einwandten, man habe sich verkauft, hielt der BBL-Commissioner forsch entgegen: „Natürlich haben wir uns total verkauft.“ Entsprechend bemüht ist Reintjes jetzt, die Folgen des Kirch-Crashs für den Basketball nicht ganz so dramatisch erscheinen zu lassen. „Es wäre sehr bitter, wenn die Erlöse wegbrechen würden“, räumt er ein – existenzbedrohlich sei die Lage selbst beim Eintreten dieses für unwahrscheinlich erachteten Falles jedoch keineswegs.

Zwischen 5 und 12 Prozent beträgt der Anteil der Fernsehgelder in den Etats der 14 Bundesligaklubs. Eine seit zwei Wochen fällige Rate von 500.000 Euro wurde noch nicht überwiesen, ob und wie der bis 2005 laufende Vertrag weitergeführt werden kann, ist ungewiss. Otto Reintjes geht jedoch davon aus, dass der Kontrakt von Taurus-Sport erfüllt wird. „Wir haben die Mitteilung bekommen, dass alles weitergeht wie bisher.“ Gleichzeitig lobt Reintjes die Zusammenarbeit mit Kirch nach wie vor als „einmaliges, hervorragendes Projekt, auch wenn viele das nicht gerne hören“.

Die Euphorie der Basketballmacher im Oktober 2000 war verständlich. Jahrelang hatte das Spiel mit den Körben bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten, die dem jugendlichen Boomsport in altverschnarchter Manier die kalte Schulter zeigten, ein Aschenputteldasein geführt. Die halbstündige Samstagssendung auf Sat.1 und das sonntägliche Spiel der Woche im DSF erreichten dann respektable Einschaltquoten, ebenso die erfolgreichen Live-Übertragungen von der EM im DSF. Auch ohne solche Sendungen könnte die Liga weiter bestehen, versichert Reintjes, doch der massive Aufschwung der Sportart wäre erst einmal gestoppt. „Natürlich führt die ständige Fernsehpräsenz dazu, dass sich die Vereine besser vermarkten können.“ Und damit zu einer Steigerung der Qualität und entsprechendem Imagegewinn. Die Liga ist deutlich stärker und ausgeglichener geworden, die am 20. April beginnenden Play-offs um die deutsche Meisterschaft versprechen spannende und hochklassige Spiele wie selten zuvor.

Sollten die Erwartungen hinsichtlich der Erfüllung des Vertrages durch Taurus-Sport nicht erfüllt werden, drohen allerdings auch Einbußen in anderen Bereichen. „Die Übertragungen bei Sat.1 und im DSF sind natürlich ein Hauptbestandteil unseres Vertrags“, zitiert die Wirtschaftswoche Oliver Bolz, Sponsoringchef beim Bekleidungskonzern S. Oliver, dem Namensgeber der Basketballbundesliga. Wenn Fernsehzeiten wegfielen, müsse man „nachverhandeln“.

Sollten die Sender Sat.1 und DSF in ihrer bisherigen Form entfallen, müsste sich erweisen, ob Basketball als attraktiver TV-Sport inzwischen so etabliert ist, dass er auch für andere potenzielle Abnehmer interessant ist, möglicherweise sogar für die öffentlich-rechtlichen Spätzünder. „Wir reden nicht mit anderen Partnern“, erklärt Otto Reintjes im Vertrauen auf die bestehenden Verträge, geht aber davon aus, „dass der Stellenwert des Basketballs beträchtlich gestiegen ist“. MATTI LIESKE