■ Was Herr Möllemann wohl gesagt hätte, wenn ein Familienmitglied von ihm z.B. in TelAviv durch einen Selbstmordattentäter ums Leben gekommen wäre?
: Israels Bürgern fehlt Sicherheit

betr.: „Ich würde mich auch wehren!“, Interview mit Jürgen W. Möllemann, taz vom 4. 4. 02, „Schulterschluss mit Antisemiten“ (Ärgernis Möllemann), taz vom 5. 4. 02

Es ist schon komisch. Da hat Möllemann mal Prinzipienfestigkeit bewiesen und was Richtiges gesagt, schon wird er von den zur Regierungsfähigkeit verstümmelten Grünen barsch kritisiert, getreu dem Motto: Was dem großen Bruder USA nicht gefällt, kann nicht wahr sein! […]

Die Palästinenser führen einen Befreiungskampf der von Dutzenden UN-Sicherheitsresolutionen gedeckt ist. Dieser Befreiungskampf führt aufgrund der Aggressivität Israels und der Verzweiflung der Palästinenser auch zu unschuldigen Opfern in der israelischen Bevölkerung. Dies macht aber nicht Opfer zu Tätern. Auch im Zweiten Weltkrieg sind auf der Seite des Aggressors Deutschland viele unschuldige Menschen gefallen. Dies war sicherlich insbesondere bei den angloamerikanischen Flächenbombardements zur Brechung des Willens der Bevölkerung ein Kriegsverbrechen. Insgesamt war der Kampf der Alliierten gegen Deutschlands jedoch gerecht. Nach der eindimensionalen Logik von Herrn Kuhn wäre jede Partisanentat, die auch zivile Opfer hat, ein Verbrechen. Sicherlich sollten sich die palästinensischen Kämpfer genau überlegen, ob zivile Opfer ihrem Ziel dienen. Aber welche Mittel haben die Palästinenser noch?

Die UN-Resolutionen werden aufgrund der Blockade der USA nicht umgesetzt. Die westlichen Staaten einschließlich der rotgrünen deutschen Regierung liefern munter Waffen zur Ermordung der Palästinenser an den Aggressor Israel. Den korrupten arabischen Regimen sind die Erdöleinnahmen wichtiger als die Massaker an den Palästinensern. Usw. Grundsätzlich können also zivile israelische Opfer bei diesem Regime in Israel nicht ausgeschlossen werden. […]

Die Grünen sollten wieder zurückfinden zu einer Politik, die humanitäre Katastrophen wie in Palästina, in der Türkei oder in Nigeria beenden. Unsere Regierung sollte Israel und deren Helfer, die USA, verurteilen und sich nicht enthalten wie vor ein paar Tagen in der UN-Menschenrechtskommission. Zumindest sollte ein Waffenembargo gegen den Aggressor verhängt werden.

MARTINA DÖRNER, Berlin

Wie kann ein Politiker in einem demokratischen Land als gut befinden, dass Selbstmordattentäter nur eins im Kopf haben: Zivilisten zu töten. Mal sehen, was Herr Möllemann wohl gesagt hätte, wenn ein Familienmitglied von ihm in Netanya, Tel Aviv, Hadera oder Jerusalem Opfer gewesen wäre. So ein Mann wie Herr Möllemann gehört nicht in eine demokratische Regierung und auch nicht in das deutsche Parlament.

Außerdem, wo sind denn die Stimmen, die die Selbstmordattacken so scharf verurteilen. Kann sich jemand vorstellen, nicht ins Kaffeehaus zu gehen oder ins Kino, weil die Angst besteht, in die Luft gejagt zu werden? Uns geht es sehr gut, wir haben nur ein Problem: die TV-Rechte der Fußballbundesliga!

Die Bürger Israels haben keine Sicherheit, weil ihnen diese von Radikalen genommen wird. Und Herr Arafat tut nichts dagegegen. […] Ohne Zweifel, die Palästinenser sollten einen Staat erhalten – neben Israel. Nur sollten diese auch wissen, dass Israel ein Recht hat zu bestehen – ohne Terror! Die Intifada hat nicht wegen Ariel Scharon begonnen. Diese war im voraus geplant. Die Attentate haben nicht in der Zeit von Scharon begonnen, sondern bereits in der Zeit von Peres. Die Palästinenser sind selbst Schuld an der Misere. Sie haben es geschafft, dass Peres und Barak nicht gewählt wurden. Wie unglücklich kann eine politische Führung wie die der Palästinenser handeln, um dies möglich zu machen.

Bitte nicht falsch verstehen. Ich bin nicht für Gewalt, sondern für richtige Berichterstattung. […]

ZEEV ROSENBERG, Bergisch Gladbach

Wie war das nochmal: Wenn Deutschland besetzt werden würde, wäre es als „Fallschirmjägeroffizier der Reserve“ Ihre „Aufgabe“, sich zu wehren? Werden Sie demnächst hinter den „feindlichen polnischen Linien“ abspringen und gegen die „Besetzung“ der alten deutschen Gebiete kämpfen?! […] Was für ein Glück, dass die sozialliberale Koalition unter Brandt die Nachkriegsrealitäten anerkannt hat, sonst müssten wir richtig Angst vor Herrn Möllemann haben. PETER KRAUSE, Berlin