Metzger kandidiert gegen Kuhn

Das Gerangel um die grünen Listenplätze eskaliert: Der Haushaltsexperte will gegen den Fraktionschef antreten

BERLIN taz ■ Der grüne Parteichef Fritz Kuhn bekommt bei seiner Nominierung für den Bundestag unerwartet Konkurrenz. Gestern kündigte der Haushaltsexperte Oswald Metzger an, beim baden-württembergischen Landesparteitag am Wochenende gegen Kuhn zu kandidieren. Angesichts des Gerangels um die Listenplätze sei es nicht einzusehen, „dass der Parteivorsitzende ohne Konkurrenz antritt“, sagte Metzger.

Weil auf der Landesliste die Hälfte der Plätze für Frauen reserviert ist, bleiben für die Männer nur drei aussichtsreiche Plätze. Neben Kuhn und Metzger beanspruchen aber auch Fraktionschef Rezzo Schlauch, der Innenexperte Cem Özdemir und der Abgeordnete Winfried Hermann ein Ticket nach Berlin.

Während dem Pazifisten Hermann nur noch Außenseiterchancen eingeräumt werden, galt Özdemir zuletzt als Favorit für den dritten Listenplatz neben Kuhn und Schlauch. Auf den Medienstar Özdemir sei man schon aus Imagegründen angewiesen, hieß es in der Partei. Der Finanzexperte Metzger könne bei einer Neuauflage von Rot-Grün mit einem anderen Posten abgefunden werden.

Mit einer solchen Aussicht will sich Metzger jedoch nicht abspeisen lassen. „Ich war immer Parlamentarier“, sagte er der taz, „das macht meine Unabhängigkeit aus.“ Anfang der Woche hatte er noch angekündigt, seine Kandidatur gegen Özdemir notfalls zurückzuziehen, um eine Wahl des Parteilinken Hermann zu verhindern. Mit seiner Kandidatur gegen Kuhn zeigt Metzger den Delegierten nun, dass er ernsthaft kämpfen will.

Kuhn, mit dem sich Metzger schon im Streit um den militärischen Airbus angelegt hatte, zeigte sich der Ankündigung gestern „überrascht“. Es sei verwunderlich, „dass ihm das vor zwei Monaten nicht schon eingefallen ist“. Damals hatten die Südwest-Grünen den Parteichef bereits mit satten 80 Prozent nominiert. Kuhns Pech: Wegen eines Formfehlers war die Abstimmung ungültig. RAB