Exklusiv-Studienberatung in der Kritik

Wissenschaftsminister aller Parteien lehnen 350 Euro teure Karrieregespräche des Professorenverbandes ab

BERLIN taz ■ Wissenschaftsminister aller Parteien sind wenig begeistert davon, dass Professoren ihre Studienberatungen verkaufen wollen. „Es ist ein Skandal, wenn der Hochschulverband Studienberatungen gegen Geld anbietet“, sagte Uwe Reinhard (SPD), Niedersachsens Wissenschaftsstaatssekretär der taz.

Die Wut der Niedersachsen richtet sich gegen den Hochschulverband, weil er Professoren für eine exklusive Beratungseinheit praktisch vermietet – für 350 Euro Honorar. „Genius“ heißt das Projekt. Der Hochschulverband ist die Standesvertretung von 18.000 Professoren. Empört war auch Bayerns Wissenschaftsminister Hans Zehetmair (CSU). Er hielt es für höchst bedenklich, „wenn die Studienberatung nun nicht mehr innerhalb der Hochschule stattfinden soll, sondern außerhalb“. Zehetmair betonte, dass die Beratung von Studierenden nach dem bayerischen Hochschulgesetz zu den Dienstaufgaben zähle. Ähnlich äußerte sich Hamburgs Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos). Der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner (SPD) sprach von einem „verspäteten Aprilscherz“.

Die Initiative des Hochschulverbandes, die die taz gestern bekannt gemacht hatte, enthält eine ganze Reihe von Problemen. Interessenkollisionen etwa könnten entstehen, wenn der beratene Zögling dem teuer bezahlten Professor überraschend im Studium gegenübersitzt. Behandelt er ihn wie jeden anderen Studi? Bedenken gibt es auch gegen die Tatsache, dass die Professoren aus ganz Deutschland zu dem Beratungs-tête-à-Tête nach Bonn reisen müssen. Wer hat Nachteile von dem Reiseaufwand, den die Profs der überlasteten deutschen Unis da treiben?

Der Hochschulverband sieht die Probleme nicht. Genius-Leiter Ulrich Josten sagte der taz, die Beratungen seien das Privatvergnügen der Professoren. Auch Engpässe in der Arbeitszeit seien nicht zu befürchten – denn „Professoren dürfen sich ihre Zeit ja frei einteilen“.

So locker sieht das Niedersachsens Uwe Reinhard nicht. „Wenn ein niedersächsischer Professor eine Beratertätigkeit bei Genius ausübt“, sagte der Wissenschaftsstaatssekretär, „dann werde ich prüfen lassen, inwieweit das Ganze disziplinarrechtlich relevant ist.“ CIF/AH