Schüler stemmmen Orchester-Brocken

■ Zu einem Konzert des Bremer Landesjugendorchesters

Voriges Jahr bestand das Landesjugendorchester Bremen 30 Jahre. Es war unter der Leitung von Henry B. Köster eins der ersten Orchester, das hochbegabte musizierende SchülerInnen zu quasi professionellen Orchesterprojekten zusammenband – dreißig Prozent der Mitglieder studierten später Musik. Nach dem Tod von Köster hat Stefan Geiger, erster Soloposaunist im NDR-Sinfonieorchester und Professor für Kammermusik an der Hamburger Musikhochschule, die musikalische Leitung übernommen, weil die ihm da „ungebremste Begeisterung“ „Tag und Nacht entgegenkommt“, wie er in einem Interview mit dieser Zeitung schwärmte: „Auch wenn vieles in den Proben länger dauert als bei Profis, sind die Jugendlichen aufgrund ihrer immensen Motivation in der Lage, zu erstaunlichen Ergebnissen zu kommen“.

Diesmal – am 13. April um 20 Uhr in der Waldorfschule – gilt der Einsatz Ludwig van Beethovens Violinkonzert op. 61 und Johannes Brahms erster Sinfonie in c-Moll, beides wahrhafte Brocken der Orchesterliteratur des neunzehnten Jahrhunderts. Nach dem großen Dirigenten Hans von Bülow galt Brahms Sinfonie lange als „Beethovens Zehnte“, worüber der Komponist sich zu Recht ärgerte. Denn er war es, der die Form der Sinfonie nach Beethoven neu definierte und etablierte und nach vielen Experimenten 1876 seine „Erste“ schrieb.

Und Beethovens Violinkonzert war ein Novum insofern, als der Solist die undankbare Aufgabe hat, nicht über dem Orchester zu brillieren, sondern sein Figurenspiel als primus inter pares zu präsentieren, eine Tatsache, die den Kritiker der Uraufführung 1806 veranlasste, den „Zusammenhang als zerrissen“ zu bezeichnen. Der Solist ist der erste Konzertmeister des NDR-Sinfonieorchesters, Roland Greutter, und er spielt die äußerst selten zu hörende Kadenz, die Beethoven selbst für die Klavierfassung des Werkes geschrieben hat: zusammen mit Marianna Shirinyan am Klavier und mit Malte Rettberg an der Pauke.

Ute Schalz-Laurenze