Golf-Opas stocken sich die Rente auf

Sie sind zwischen 37 und 55 Jahre alt. Und sie waren einmal die Besten. Gegen die jungen Hüpfer aus der aktuellen Weltklasse aber haben die Stars von einst keinen Stich mehr. Für sie ist nun deshalb eine eigene Turnierserie angedacht

BERLIN taz ■ Es ist mal wieder so weit: Seit Donnerstag wird in Augusta/Georgia das Masters, das erste und amerikanischste Majorturnier der Golfsaison, ausgespielt. Zwar ist der Event das jüngste der vier großen Turniere, dennoch wird Tradition kaum irgendwo höher gehängt: Nur die Besten der Welt werden nach Augusta eingeladen – und die ehemaligen Sieger.

Die Champions von gestern freilich sind zum Teil schon über fünfzig Jahre alt und spielen normalerweise auf der Seniorentour. Chancen auf den Sieg haben sie in Augusta keine, auch wenn die letzten Jahre immer wieder Spieler jenseits der vierzig für Furore gesorgt haben. So hatte 1990 Raymond Floyd mit seinen 48 Jahren Nick Faldo, den damals besten Spieler der Welt, beim Masters bis ins Stechen gezwungen, das Faldo dann gerade noch am zweiten Extraloch für sich entschied. Immerhin: Der Vorgang wurde allseits als Beweis gewertet, dass herausragende Leistungen im Golf, ganz im Gegensatz zu anderen Sportarten, nicht so sehr vom Alter abhängig sind, weil Finesse bisweilen über Kraft triumphieren kann.

Doch die Zeiten scheinen sich auch im Golf zu ändern. Und seltsamerweise ziehen sich die älteren Spieler von selbst und annähernd kampflos ins zweite Glied zurück. Ganz ohne Anreiz freilich geschieht das nicht, Fred Couples, Masters-Champion von 1992, hatte für diesen die Idee: Mit dem amerikanischen Fernsehproduzenten Terry Jastrow will er im nächsten Jahr die „Major Champions Tour“ ins Leben rufen. Auf dieser Turnierserie, so ist es vorgesehen, dürfen dann ausschließlich Sieger der Grand-Slam-Turniere auftreten, die zwischen 37 und 55 Jahren alt sind. Dabei könnte durchaus ein von den Namen her ähnlich exklusives Feld zusammenkommen wie beim Masters, nur die Spieler aus der aktuellen Weltklasse wären nicht vertreten.

„Sie sind körperlich nicht mehr fit genug, um mit den jungen Topspielern mitzuhalten, wollen aber dennoch weiter um den Sieg spielen“, versucht Erwin Langer, Bruder und Manager von Deutschlands Ausnahmegolfer Bernhard Langer, die Idee der Major Champions Tour zu rechtfertigen: „Es wären nur Sieger, die dort zu sehen sind.“ Dass die Motivation, bei den jüngeren und älteren Golfsenioren auf der neuen Tour mitzuspielen, eine rein sportliche ist, darf indes bezweifelt werden. Zwei Millionen Dollar Preisgeld pro Turnier gäbe es für die Golf-Opas zu verdienen, was eine wirklich schöne Möglichkeit für alternde Millionäre ist, die Pension ein wenig aufzubessern. Hinzu kämen weitere Prämien von Sponsoren. Das Problem: Zu diesem Zweck gibt es bereits die Senioren-Tour, auf der man ab fünfzig spielen und gerade in Amerika Millionen verdienen kann.

So scheint es mehr die Ungeduld zu sein, die die Idee einer neuen Golfserie geboren hat. Denn nach Jahren des Booms haben die Senioren in letzter Zeit doch das ein oder andere Problemchen bekommen mit ihrer Passion: Sport auf niedrigem Niveau kommt neuerdings nicht mehr so gut an, auch wenn er von den Stars von gestern dargeboten wird. Deshalb könnte es die Hauptsorge der Mittvierziger sein, dass der Geldhahn für Seniorensportler längst zugedreht ist, ehe sie die ersehnten Fünfzig erreicht haben – und sich sein Strahl auch über sie ergießt. Auf der geplanten Major Champions Tour aber wäre ein üppiges Salär erst einmal gesichert – so sie überhaupt anläuft.

Sicher ist das nämlich noch nicht. Bis Ende April müssten die potenziellen Protagonisten ihre Teilnahme schriftlich zugesichert haben. Das aber könnte ein schwieriges Unterfangen werden, denn bis auf Nick Faldo und Greg Norman sind alle der in Frage kommenden Exstars noch Mitglied der US PGA-Tour oder der European Tour. Und diese beiden Serien erlauben ihren Spielern auf keinen Fall, an einer anderen Turnierserie teilzunehmen, die dann auch noch Konkurrenz wäre. So stehen die alten Helden vor der Entscheidung: Ziehen sie sich freiwillig in die zweite Liga zurück und verdienen dort noch einmal richtig Kohle – oder bekennen sie sich zu den Tugenden, die früher zu ihrem Ruhm beigetragen haben: Wille, Kampfgeist und jede Menge Begeisterung für ihren Golfsport. THOMAS GÖGELE