Grenzwertig
: Atlas gegen Strahlen

■ Vorsorge statt Mobilfunk–Gefahr / Grüne: Bremer mangelhaft geschützt

Ein Kataster der Strahlenbelastung durch Mobilfunksendeanlagen fordert die grüne Bürgerschaftsfraktion vom Bremer Senat. Anlass ist ein im Auftrag der Grünen erstelltes Gutachten mit Messungen zur Elektro-smogbelastung rund um den Bunker Scharnhorststraße/Buchenstraße in Schwachhausen. Das Gutachten zeige, dass die schwarz-rote Koalition den beschlossenen „vorsorgenden Gesundheitsschutz der Bevölkerung nicht berücksichtige“, sagte Karin Mathes, umweltpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.

Rund um die Mobilfunkmas-ten in Schwachhausen hatte das niedersächsische Institut für Lebensraumberatung bis zu 10.445 Mikrowatt pro Quadratmeter gemessen. Damit sei der in Deutschland gültige Grenzwert für Strahlenbelastung zwar nicht überschritten. Doch sind für Mathes die bisherigen Grenzwerte nicht ausreichend: „Sie berücksichtigen nur die thermische Wirkung der elektromagnetischen Wellen, also die Erwärmung von Körperteilen bei Strahlung.“

Für die Bremer Grünen ist ein anderer Wert entscheidend: Die 1000 Mikrowatt-Grenze der „Salzburger Resolution“, die in der italienischen Region Toskana verbindlich ist. Die von internationalen Wissenschaftlern empfohlene Resolution beziehe in ihren Vorsorgewerten auch nicht-thermische Wirkungen ein, betonte Mathes. „Und es gibt Hinweise darauf, dass diese zu Veränderungen im Hormonhaushalt und im Immunsystem führen“, sagte Mathes. Auch Tumorbildung sei nicht ausgeschlossen.

Auf wissenschaftliche Beweise könne nicht gewartet werden, sagte Mathes, „denn Vorsorge heißt jetzt handeln, nicht erst wenn das Kind schon im Brunnen ist“. In den nächsten zwölf Monaten dürften auch in Bremen die ersten Masten des neuen Handy-Standards UMTS in Betrieb gehen. Dann, so die Befürchtung der Grünen, werde sich die Strahlenbelastung rund um Mobilfunkantennen verdoppeln.

Im Juli vergangenen Jahres hatte die Koalition einen Antrag der Grünen für die Erstellung eines Katasters abgelehnt. „Daher haben wir jetzt dieses neu fundierte Gutachten vorlgelegt“, so Mathes.

Ziel des geforderten Strahlen-Atlanten sei es, Daten zu erheben, um bei der Einführung des neuen Mobilfunk-Standards UMTS „das Risiko von Strahlenbelastung zu minimieren“, so Mathes. Nur mit einem Kataster sei eine Standortauswahl für die künftig 850 Mobilfunk-Antennen in Bremen möglich. „Das ist reine Schreibtischarbeit, teure Messungen wären nur noch in Einzelfällen nötig“, sagte Mathes. Für ein detailliertes Katas-ter reiche es, 15 Faktoren, wie Höhe der Antenne, ihre Eingangsleistung, die Kabeldämpfung und die Entfernung zum nächsten Wohngebäude, zusammenzutragen.

Daniel Satra