Bank: Konzerngründung ohne Kontrolle

Edzard Reuter, Exaufsichtsratschef der Bankgesellschaft, räumt Fehler bei der Kontrolle der Bank ein: Die Dimensionen waren nicht immer erkennbar. 17 Filialen der Sparkasse stehen nun aus Kostengründen vor der Schließung

Der frühere Chef von Daimler-Benz und ehemalige Aufsichtsratschef der Bankgesellschaft, Edzard Reuter, hat Fehler bei der Kontrolle der Bank eingestanden. „Für mich selbst und den Aufsichtsrat sind die Dimensionen nicht immer erkennbar gewesen. Und ich gestehe ein, dass das wahrscheinlich ein schwerer Fehler gewesen ist“, sagte Reuter gestern vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Banken- und Spendenaffäre. Das Controlling-System der Bank habe viel zu spät gegriffen.

Die Bankgesellschaft war 1994 aus mehreren öffentlichen und privaten Kreditinstituten gegründet worden, obwohl es von Anfang an Widerstände und Bedenken gegen die Konstruktion gegeben hat – in der Landesbank, bei der Bankenaufsicht und im Abgeordnetenhaus. Das Problematische an der Konstruktion: Zwar wurde mit der Bankgesellschaft eine Holding über den Teilbanken gegründet, deren Kontrollmöglichkeit war aber lange Zeit begrenzt. Die Teilbanken konnten faktisch machen, was sie wollten, obwohl sie ökonomisch und juristisch eng mit der Mutter verbandelt waren.

„Es gab keinen Durchgriff von oben“, sagte der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, Klaus-Uwe Benneter (SPD). Das Grünen-Ausschussmitglied Barbara Oesterheld hob die Rolle des ehemaligen CDU-Fraktionschefs Klaus Landowsky bei dieser Konstruktion hervor. „Landowsky war von Anfang an dabei.“

Hinsichtlich der Immobilienfonds, die letztlich die für einen Großteil der immensen Verluste verantwortlich sind, räumte Reuter ein: „Es war bekannt, dass bei der Auflage der Fonds eine kühne – jetzt hat sich herausgestellt fatale – Konstruktion gewählt wurde.“ Es habe auch den Verdacht gegeben, „dass da was liegen könnte“. Es sei aber nie etwas an die Oberfläche gekommen. Die zum Teil für 30 Jahre garantierten Mieteinnahmen seien im Aufsichtsrat nicht bekannt gewesen. Darüber zeigte man sich im Ausschuss verwundert, waren solche Sonderkonditionen doch branchenintern diskutiert worden.

Unterdessen konkretisieren sich offenbar die Pläne zur Kostenreduzierung bei der Bankgesellschaft weiter. Demnach droht 17 der rund 180 Sparkassenfilialen das Aus, wie die Nachrichtenagentur ddp aus Konzernkreisen erfuhr. Konkrete Entscheidungen stünden noch aus, allerdings würde alle Standorte überprüft, hieß es. ROT