Paris zahlt für Vichy

Frankreich trägt Mitverantwortung an Judenmord und muss Teil der Strafe für NS-Kollaborateur Papon tragen

PARIS afp ■ Frankreich muss sich für den Massenmord des Vichy-Regimes an Juden mitverantworten: Der Staat müsse die Hälfte des Schadenersatzes tragen, zu dem der 91-jährige Nazikollaborateur Maurice Papon 1998 verurteilt worden war. Das entschied das höchste Verwaltungsgericht des Landes, der Pariser Staatsrat. Ein Gericht in Bordeaux hatte Papon wegen Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu zehn Jahren Haft und 720.000 Euro Schadenersatz verurteilt. Das neue Verfahren hatten Papons Anwälte angestrengt, weil ihr Mandant als Beamter gehandelt habe.

Papon war von 1942 bis 1944 als Generalsekretär der Präfektur von Bordeaux an der Judendeportation beteiligt. Der NS-Kollaborateur war hoher Beamter des Vichy-Regimes unter Marschall Philippe Pétain, das mit Nazideutschland zusammenarbeitete. Papon habe seine Dienstpflichten verletzt, indem er bei der Deportation von mehr als 1.500 Juden mitgewirkt habe, begründete Regierungskommissarin Sophie Broissard. Die historische Wahrheit gebiete aber anzuerkennen, dass ungeachtet seiner Verstrickung auch die französische Regierung eine Veranwortlichkeit treffe. Diese könne nicht allein „auf die deutschen Besatzer“ abgewälzt werden.