Juwelier-Überfälle: Die Täter sitzen in Polen

■ Polizei vermutet identische Drahtzieher hinter allen sieben Raubzügen in Bremen

Heute Vormittag stehen in Bremen einmal mehr Täter wegen eines Überfalls auf ein Juweliergeschäft vor dem Gericht – ein Fall von inzwischen vielen: Sieben Überfälle auf Schmuckgeschäfte geschahen in Bremen im letzten halben Jahr, fünf davon auf den Innenstadt-Juwelier Brinckmann & Lange. SchmuckverkäuferInnen leben gefährlich, nicht nur in Bremen: In der gesamten Republik, vor allem aber in Norddeutschland wurden in den vergangenen Monaten massiv Juweliere überfallen. „Zu völlig dreisten Tageszeiten“, so wertet es das Landeskriminalamt in Hannover: stets zu besten Geschäftszeiten. Mit brachialen Methoden: In Bremen rasten die Täter mehrfach mit einem Auto in die Auslagen und griffen zu. Andere bedrohten VerkäuferInnen, zerschlugen Vitrinen mit Hämmern und sackten ein, so viel sie konnten. Über das Muster, das offenbar hinter all diesen Überfällen steckt, sprachen wir mit dem Pressesprecher der Bremer Polizei, Ronald Walther.

taz: Sind es tatsächlich immer Osteuropäer, die diese Überfälle begehen?

Ronald Walther: Wir gehen davon aus, dass es sich um eine Bande handelt, die aus Osteuropa kommt – die Hintermänner sitzen offensichtlich in einer Stadt. Die schi-cken junge Männer hierher einzig und allein mit dem Auftrag, diese Überfälle zu begehen. Diese jungen Männer werden dann mit relativ kleinen Summen abgefertigt. Beim ersten Überfall auf den Juwelier Brinckmann & Lange lag der Wert der Beute bei etwa 250.000 Mark – den Tätern wurde nach ihren eigenen Aussagen ein Lohn von 2.000 bis 3.000 Mark versprochen.

In diesem Fall kamen die Täter aus Polen. Sitzen die Hintermänner also in einer Stadt in Polen?

Davon gehen wir aus – wo, das geben wir noch nicht bekannt, weil die Ermittlungen gemeinsam mit den polnischen Behörden laufen. Allerdings hatten wir einen Überfall, bei dem auch zwei Jugoslawen beteiligt waren.

Und obwohl es zwei Methoden gibt – Hammer und Auto –, führen Sie beide auf dieselbe Gruppe zurück?

So vermuten wir es.

Beim Prozess wegen des ersten Überfalls auf Brinckmann & Lange erklärte einer der Täter, er sei zu dem Überfall gezwungen worden, der andere schilderte seine Anheuerung so, als nehme er einen Gelegenheitsjob an – beide machten einen mehr oder minder unbedarften Eindruck. Ist das typisch?

Die meisten Täter entkommen leider. Ob die Täter nun wirklich unbedarft sind, halte ich für sehr fraglich – sie flüchten sich oft in Schutzbehauptungen. Oder sie sagen gar nichts. Offensichtlich ist die Not im Osten doch so groß, dass das Risiko für diese Männer trotz der spektakulären Begehungsweise noch für überschaubar gehalten wird.

Ist es so einfach, hier Juweliere zu überfallen?

Die Juweliere versuchen, ihre Sicherheit zu erhöhen. Aber Einlass-kontrollen wie es sie in anderen Ländern gibt, scheinen das Kaufverhalten zu beeinträchtigen. Dadurch ist es sicherlich einfacher als in anderen Ländern.

Haben Sie die Sicherheitsvorkehrungen in Bremen verstärkt?

Na klar, und zwar mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen, die wir aber aus verständlichen Gründen nicht unbedingt öffentlich machen wollen. Fragen: Susanne Gieffers