Scharons Nahost-Treffen stößt auf Kritik

Israels Ministerpräsident für Gipfel ohne Arafat. US-Außenminister Powell verlangt Ruhe an Israels Nordgrenze

JERUSALEM taz ■ Der Vorschlag von Israels Ministerpräsident Scharon, eine Regionalkonferenz zur Lösung der Nahost-Frage einzuberufen, ist auf Zustimmung, aber auch auf Kritik und Ablehnung gestoßen. In Tel Aviv hatte Scharon nach seinen Unterredungen mit US-Außenminister Colin Powell am Sonntagabend erklärt, er befürworte zur Lösung des Konflikts eine Konferenz unter US-Vorsitz zwischen Israel, Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien und moderaten Palästinensern, nicht jedoch mit Palästinenserführer Arafat. Marokko, Syrien und Libanon sowie andere gemäßigte arabische Staaten seien willkommen.

Ausgerechnet Arafat erklärte augenblicklich seine Teilnahmebereitschaft, allerdings nur nach einem israelischen Rückzug aus den autonomen Palästinensergebieten. US-Außenminister Powell erklärte eine Teilnahme Arafats für „nicht notwendig“. Präsident Bushs Beraterin für Nationale Sicherheit, Condoleezza Rice, nannte gestern einen vollständigen israelischen Rückzug, das endgültige Ende von Anschlägen und die überzeugende Verurteilung von Terror durch die Palästinenser als Bedingung. Eine internationale Truppe zur Überwachung eines Waffenstillstands sei denkbar, nicht jedoch eine starke US-Präsenz. Jordanien und Ägypten distanzierten sich bereits von einer Konferenz ohne Arafat.

Ein enger Vertrauter Arafats, Marwan Barghuti, ist gestern von der israelischen Armee festgenommen worden. Dem Fatah-Chef werden enge Konktakte zu den Al-Aksa-Brigaden nachgesagt, die zuletzt für eine Reihe blutiger Selbstmordanschläge in Israel verantwortlich zeichneten.

US-Außenminister Colin Powell flog gestern zunächst nach Beirut und später nach Damaskus, um ein Ende des Beschusses Nordisraels durch die Hisbullah-Miliz zu verlangen. Die Schiitengruppierung schießt seit zwei Wochen von libanesischem Territorium auf Israel.

In Luxemburg berieten gestern die EU-Außenminister über den Nahost-Konflikt. Sie lehnten die Ausrufung von Sanktionen gegen Israel ab. ANNE PONGER

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